Volltext: Das Hans Sachsfest in Nürnberg am 4. und 5. November 1894

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II. Die Festtage 8— 
„dem frisch quellenden Humor, der mit tief sittlichem Geiste in 
einem Bett dahinfloß. 
Dem geistlichen Drama nicht abhold, war Hans Sachs 
es zugleich, der weltliches Drama und Spiel einführte, kernig 
und schlagend, den Bann brechend, der die deutsche Sprache 
zu ungefüg erklärte, diesen Platz auch einnehmen zu können. 
Lebensfrische Gestalten des Marktes und der Gasse, der Werk— 
stätte und des Familienkreises treten auf, wahre Kinder der 
Zeit, darum verstanden von jedernann. Das war der Maun, 
der nicht nur Nürnberg angehörte, das war der Dichter des 
deutschen Volkes. 
Aber wer weiß, ob das hinreichend gewesen wäre, auch 
weit über die deutschen Grenzmarken hinaus den Namen Hans 
Sachs zu tragen. In den Geistern der Zeit kochte und brodelte 
es gar gewaltig. Die gelehrten Herren kämpften mit scharfen 
geistigen Waffen unter einander, eine freiere Geistesrichtung 
wollte zum Durchbruch kommen. Noch war es Kampf der 
führenden Geister allein. Hans Sachs las und lauschte. Und 
da er erfaßt, um welch hohe Güter es sich handelte, da flog 
aus der Schusterstube ein fröhlich schmetterndes Lied, das Lied 
von der den Tag verkündenden Nachtigall. Und die Nachtigall 
sang auf Märkten und Messen, in den Herbergen und auf der 
Landstraße, in der Werkstätte und am Feuerherd, beim Krämer 
in der Krambude, nicht an allen Höfen, aber in allen Höfen. 
Das war das Lied der Zeit für die Zeit, von einem 
Manne des Volks für das Volk, und seine Wirkung erhob Hans 
Sachs zu welthistorischer Bedeutung, zeugend dafür, daß das 
Ringen großer Geister nur dann von dauerndem Erfolg und 
Wert, wenn auch das Volk in seiner Gesamtheit zu seinen 
geistigen Führern, sie verstehend, getreulich hält. 
Hans Sachs! Berufener Mund legt getreulich und um— 
fassend dar in den festlichen Tagen Deine Thaten und Deine 
Werke! In den glänzenden Farben verrauschter Zeiten werden 
hundertfältig Gestalten Deiner Zeit einherschreiten, Deine Werke“
	        
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