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Vorsitz über die vier Abteilungen, welche die Verwaltungs-
angelegenheiten des Militärs zu erledigen hatten. Alvens-
leben hatte während des siebenjährigen Krieges mit dem
Nachfolger Friedrichs II. eine Zeit lang Unterricht genossen
und sich dabei die Zuneigung des Prinzen erworben.‘ Die
ersten Sporen holte er sich am Dresdener Hofe, an welchem
er über ein Jahrzehnt wirkte.? Friedrich Wilhelm IL bhbe-
ehrte bald nach seiner Thronbesteigung den Genossen der
Knabenjahre mit seinem Wohlwollen. In den wichtigsten
Fragen wurde er mit Missionen betraut: in dem Zwist
zwischen Hessen-Kassel und Lippe-Bückeburg, in den hol-
'ändischen Streitigkeiten, in Angelegenheiten des Fürsten-
bundes, bis er schliesslich den Posten des Gesandten in
London empfing, der wegen des osmanischen Krieges da-
mals von besonderer Bedeutung war.® Im Februar 1791
bereits erwog man in Potsdam, für Hertzberg den Jugend-
freund des Königs;an die Spitze zu stellen.* Die Berutung
in das Kabinettsministerium verschaffte demselben jedoch
nicht den Einfluss, den er nach den Gunstbezeugungen der
letzten Jahre erwarten durfte; er wie Finckenstein ver-
schwanden vor Schulenburg von Anfang an im Hintergrund.
Finckenstein, der Doyen der preussischen Diplomatie,
fügte sich, eine vornehm ruhige Natur, ohne Aufwallung
in eine neue Richtung, Alvensleben betrachtete in
Politik und Verwaltung jede Abweichung von den Bahnen
Friedrichs des Grossen als verhängnisvollen Irrtum. Er
konnte vor seinem Gewissen nicht die Aenderung einer
Politik rechtfertigen, welche Jahrzehnte lang sich fort und
1. Wohlbrück 11, 402.
2. Klaproth 507 f.; Wohlbrück III, 403. — Schmidt: Geschichte
der preussisch-deutschen Unionsbestrebungen, fortwährend.
3. Klaproth 508 f.; Wohlbrück III, 404. — Ranke: Die deutschen
Mächt2? 258, 333 ff.
4. Beer.: Leopold Il. ... 237. — Krauel 68.