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sichtlich des Heldengedichtes ein und verspricht nunmehr, den Ruhm
Sachsens allezeit anzuerkennen. Sachs gibt ihm noch einige Rat-
schläge und erteilt ihm seinen Segen, indem er ihm einen Pech-
kranz unter die Mütze setzt (S. 85):
„Ich segne dich: sey dum,
In lästern sey nicht stum,
Was gleich ist, mache krum,
Und frage nichts darum.“
Die Liebesabenteuer Wecknarrs mit Mirandola und Amarillis nehmen
keinen glücklichen Verlauf, er wird schließlich mit der Schuster-
magd Trincke zusammengebunden, verhöhnt und hinausbefördert.
Die erste Bedingung, die Tychiades, der Vater der Mirandola, dem
Wecknarr gestellt hatte (S. 77), wenn er seine Tochter gewinnen
wolle, lautete dahin, „daß derselbe heilig verspricht, entweder nimmer-
mehr von der Poesie was im Drucke herauszugeben, oder von Hanß
Sachsen seinem Lumpen-Zeuge ‚zu abstrahiren“. -
Was in dem Werkchen „Die Allerneueste Art, Zur Reinen und
Galanten Poesie zu gelangen“ (Hamburg, 1717) über Hans Sachs zu
lesen ist, klingt etwas höflicher. Über die Verse vor Luthers Zeiten
müsse man nur lachen „oder doch zum wenigsten das Maul
rümpffen“, doch lasse sich eine gewisse „Realität“ nicht leugnen.
„Hans Sachse, der alte ehrliche Nürnbergische Schuster, hat nicht
selten eine solche Emphasin in seinen Reimen, welche uns ver-
wundernd machen kann“ (S. 5). An einer. anderen Stelle (S. 66
und 67) heißt es, daß Verse, die daktylisch anfangen und jambisch
enden — ein „Teutscher Scaron“ —, „in Hanß Sachsen Buden zu
relegiren“ seien. Gelegentlich werden dann (S. 510) zur Behand-
lung lustiger Dinge die Knittelverse — jambische Verse von vier
Pedibus — empfohlen, doch erscheint unter den Mustern dafür
Hans Sachs nicht. „Die Allerneueste Art“ ist übrigens nicht Hunolds
Werk, sondern geht auf Erdmann Neumeister zurück. 1! Hunold hat
ein Kollegienheft Neumeisters ohne dessen Wissen nur wenig Vver-
ändert veröffentlicht. Er war mit Neumeister wahrscheinlich in
Weißenfels bekannt geworden. Hunold verbrachte als Jenenser
Student seine Ferien meist bei den Eltern seines Freundes Meister
1 Vgl, M. v. Waldberg in der Allgemeinen deutschen Biographie 23
(1886) 8. 544. Goedeke, Grundr. 3% 335, erwähnt als erste Ausgabe die
v. J. 1707.