Volltext: Das Hans Sachsfest in Nürnberg am 4. und 5. November 1894

286 — III. Stimmen der auswärtigen Presse 6— 
gutes Wort zu sagen wußte, der bei klarem Denken das Herz 
am rechten Fleck und den schlagfertigen Ausdruck stets zur 
Hand hatte, der mit seiner Lehrhaftigkeit ein volkstümlicher 
Dichter war, in den Schranken seines Standes bleibt und 
doch seine dichtenden Standesgenossen gleich einem Riesen über— 
ragt und sich eben deshalb über Stand und Zeit hinaus Ge— 
hör zu verschaffen weiß „und vielleicht gerade Dank dieser 
Feier jetzt mehr Gehör als je zuvor gewinnen wird.“ 
„Und in der That,“ fährt Valentin fort, „war die 
Rürnberger Feier vortrefflich dazu angethan, gerade dieses 
Ziel zu erreichen. Ein neckischer Zufall will es, daß in der 
Zeit der Feier des großen Schuhmachers in Nürnberg als 
umsichtiger und alles trefflich gestaltender Bürgermeister Herr 
von Schuh in Nürnberg waltet und die wissenschaftliche Fest— 
schrift über Hans Sachs von Stiefel herausgegeben worden 
ist! Wie sehr aber die ganze Stadt zum Gelingen der Feier 
beitrug, zeigte ein Blick auf die Straßen, in denen neben 
dem fröhlichen Weißrot der Stadt das Blauweiß Bayerns 
und das Schwarzweißrot Deutschlands einen heiteren Ton in 
das dunkle Grün der Kränze und Gewinde brachten.“ 
Bei der Besprechung der Festaufführung im Stadttheater 
am Vorabend des Festes billigt es unser Kritiker durchaus, 
daß die „Frau Wahrheit“ im Gegensatz zu den Aufführungen 
anderer Städte und abweichend von dem alten Brauch von einer 
Schauspielerin dargestellt wurde. „Es ist gewiß ein inter— 
essantes Experiment, die Frau Wahrheit durch einen Mann 
spielen zu lassen, und insoferne es interessant ist, hat es auch 
lehrhaften Wert. Aber es will mir doch scheinen, daß bei 
unserer ästhetischen Anschauungsweise der Kunst, die nicht das 
Vehrhafte, sondern auch in erster Linie das Gefällige zum Ziel 
hat, an die Stelle des Experiments das Streben treten müsse, 
Hans Sachsens Schöpfungen uns durch Anschmiegung an 
unsere Denkweise näher zu bringen. Die Scheu, Frauen auf 
der Bühne wirken zu sehen, ist so gründlich bei uns über—-“
	        
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