Volltext: Das Hans Sachsfest in Nürnberg am 4. und 5. November 1894

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II. Die Festtage 44 
„seinem Grimm also die Zügel schießen, daß der Nürnberger 
Rat es für gut fand, letzteres überaus merkwürdige Gedicht 
aus seinem 11. Spruchbuch auszuschneiden; zum Druck 
gelangten die den Markgrafen betreffenden Gedichte über— 
haupt nicht; so hütete man sich, dem unberechenbaren Mann 
irgend einen Vorwand zu einem feindlichen Vorgehen gegen die 
Stadt zu geben. 
Damit sind wir auf des Dichters Verhältnis zu seiner 
Vaterstadt gekommen. Es ist nicht gleichgültig, wo der Mensch 
geboren wird, wo er seine Jugendzeit verträumt und wo er 
anfängt, am öffentlichen Leben teilzunehmen. In dieser Beziehung 
hatte es Haus Sachs glücklich getroffen. Nürnberg stand zu 
jener Zeit auf der höchsten Stufe seiner Entwicklung; Kunst 
und Kunstgewerbe waren zur schönsten Blüte gelangt; neben 
dem großen Welthandel und der Wissenschaft war auch der 
Handwerkerstand zu einem kraftvollen Dasein gekommen, das 
sich besonders in dem Bildungstrieb der untern Stände kund 
gab und im Meistergesang zu herrlicher Blüte entfaltete. In 
einen solchen Kreis gestellt zu werden, Männer, wie sie damals 
in der ganzen Welt mit Ehren genannt wurden, zu Zeitgenossen 
zu haben: da mußte es eine Lust sein, zu leben, da konnte es 
nicht anders sein, als daß der Sohn mit tausend Fasern seines 
Herzens an der schönen und berühmten Vaterstadt mit ihrem 
Schmuck und ihren Schätzen hing. Der prächtige „Lobspruch 
auf Nürnberg“ ist deshalb als sein voller Herzenserguß zu 
betrachten, und wir folgen ihm gern bei der Aufzählung all 
des Schönen und Guten, das in Nürnberg zu finden, bis er 
seinen Hymnus endlich also schließt: 
Aus hoher Gunst ich mich verpflicht', 
Zu vollenden dies Lobgedicht 
Zu Ehren meinem Vaterland, 
Das ich so hoch lobwürdig fand 
Als ein blühender Rosengart', 
Den Gott ihm selber hat bewahrt“
	        
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