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* II. Die Festtage 0
„den edlen Schatz und den königlichen Saal, als den blühenden
Rosengarten. Die stolze und schöne Stadt mit ihrer könig—
lichen Veste, umgürtet von unüberwindlichen Mauern, preist er
in der Pracht ihrer Gebäude, mit ihrem unzählbaren, arbeit⸗
sfamen und erfindungsreichen Volk, das da lebt unter dem
Schutz vortrefflicher Gesetze und Einrichtungen und der weisen
Regierung einer fürsorgenden Obrigkeit, unter der das ganze
Gemeinwesen blüht und gedeiht. Die schwere Bedrängnis der
Stadt unter der harten Belagerung des gewaltthätigen und
tyrannischen Markgrafen Albrecht Alcibiades im Jahre 1552 be—
klagt er in elegischen Tönen. Dann aber zeichnet er ihn in
patriotischem Zorn und mit unbarmherzigem Griffel als einen
gottverlassenen, im Blute badenden Wüterich, den er zu den
grausamen Kaisern des Altertums in die Hölle hinabsendet.
Aber Hans Sachs haftet keineswegs an der Scholle.
Des ganzen Vaterlandes Glück und Gedeihen liegt ihm am
Herzen. Das unaufhaltsame Vordringen des Türken bekümmert
ihn auf das tiefste. Da schreit er auf in flehentlicher Klage
zu dem Herrn der Heerscharen, daß er das römische Reich
von dem übermütigen, tyrannischen Erbfeind durch den christ—
lichen Kaiser erretten möge, wie er ja auch im alten Bunde
sein Volk Israel, wenn es sich zu ihm gewendet, durch kleine
Gegenwehr unter auserwählten Helden aus aller Not errettet
habe. Die ganze Nation, den Kaiser, die Fürsten, alle Stände
bis herab anf den Bauern ruft er zum Kampfe auf und
verheißt den Sieg, wenn sie in Zucht leben und auf Gott
vertrauen.
Und wirst du also leben
In dem türkischen Krieg,
So wird Gott wahrlich geben
Dir väterlichen Sieg.
Für dich gewaltig streiten
In dieser großen Quäl,
Wie er oft thät vor Zeiten
Seinem Volk Israel . . “