Volltext: Das Hans Sachsfest in Nürnberg am 4. und 5. November 1894

11. Die Festtage — 
„Am bedentendsten ist Haus Sachs in seinen Schwänken. 
Sie sind echt volkstümlich und haben ihn auch vor allem zum 
Dichter des Volkes gemacht. Das zu sein, war auch seine 
Absicht, wie er selbst im zweiten Bande seiner gedruckten 
Dichtungen (vom Jahre 1560) sagt; es heißt da vom Buch, 
es soll ein „allgemeines Lusthäuslein“ sein, „so an offener 
Straße stehet fir den gemeinen Mann“. 
Hans Sachs ist ein Volksdichter im besten Sinne des 
Wortes; er steigt nicht hinab in den Schmutz, sondern er hebt 
das Volk zu sich empor. Die Schwänke unterscheiden sich sehr 
vorteilhaft von deuen seiner Zeitgenossen; bei diesen herrscht 
fast durchaus Roheit und Unsittlichkeit, bei ihm Wohlanständigkeit 
und Sittlichkeit, bei diesen findet man Zerrbilder, bei ihm 
feine Charakteristik. 
Wohl ist auch bei Hans Sachs: 
Nichts verlindert und nichts verwitzelt, 
Nichts verzierlicht und nichts verkritzelt, 
es herrscht eine ungezwungene, wohlthuende Natürlichkeit und 
dabei ein herzerquickender Witz und Humor. In seinen Schwänken 
zeichnet er das ganze Kleinleben jener Zeit; oft wird er 
satirisch, aber immer weiß er mit lächelndem Mund die Wahr— 
heit zu sagen. Heute noch erfreuen wir uns an seinen Schwänken; 
die Fastnachtsspiele sind jetzt uoch bühnenwirksam; an den 
Schwankgedichten, wie z. B. an dem vom Schlaraffenland, 
ergötzen sich heute noch viele; sie veralten nie. Weil Hans 
Sachs echt volkstümlich war, so verstand und schätzte man ihn 
auch zu den Zeiten nicht, wo das Deutschtum überwuchert war 
vom Ausländischen und von Nachahmung mißverstandenen 
Altertums. Erst der neueren Zeit gelang es, unsern heimat— 
lichen Dichter wieder zu Ehren zu bringen. Namentlich war 
es neben Herder und Lessing Goethe, der Hans Sachsen gerechte 
Würdigung angedeihen ließ. Seine dankbare Vaterstadt hat 
ihm bereits seit Jahrzehnten ein Denkmal gesetzt, er selbst hat 
sich durch seine Werke ein Monument errichtet — dauernder“
	        
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