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6. Aufführnng Hans Sachsischer Fastnachtspiele —2 115 
Drauf stieg empor ein güldner Thron, 
Es hieß, der Kaiser nahe schon, 
Zu richten über Ketzerwerk. 
An einer Tafel ich bemerk' 
Zwölf Männer auch; das war die Schar, 
Die vor Gericht geladen war: 
Sie trügen falscher Lehre Kunde — 
So nahm der Menge ich vom Munde 
Indem da läuten alle Glocken, 
Ein Jubel war und ein Frohlocken: 
Der Kaiser kam, auch Klerisei, 
Magnaten, Fürsten mancherlei, 
Die nahmen Platz in weiter Rund', 
Das kecke Wort erstarb zur Stund'. 
Doch plötzlich traf ein Laut mein Ohr, 
Der kam wie Lerchenruf mir vor, 
Als jetzt die Zwölf' in welschen Landen 
Dem Kaiser Red' und Antwort standen. 
Deutsch war ihr Wort und deutsch die Art 
Die furchtlos sie geoffenbart; 
Das klang so glaubensstark und wahr, 
So ohne Falsch, so frisch und klar, 
Daß — als der Zwölfte schließt und schweigt, 
Der Kaiser sich in Gnaden neigt 
Und Volk und Fürsten stimmen bei 
Solch Thun Gott wohlgefällig sei. 
Der Kaiser aber gab zum Lohne 
Den Zwölfen noch die güld'ne Krone, 
Die nach Geheiß den Dichter schmückt, 
Deß Kunst das Beste wär geglückt: 
Als Ersten schmückte das Geschmeid' 
Herrn Walther von der Vogelweid', 
Den aus den Zwölfen ich erkannte, 
Als er sein Antlitz nach mir wandte 
Doch weiter über Zeit und Raum 
Trug mich der wundersame Traum.* 
Er brachte mich zum grünen Rhein: 
Die Welt war eitel Sonnenschein 
*) Die Fortsetzung des Traumes führt nach Mainz, wo am 29. November 1318 
der Meistersinger Heinrich von Meißen, genannt Frauenlob, gesiorben war und von den 
Frauen und Jungfrauen zu Grab geleitet worden ist. 
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