Volltext: Das Hans Sachsfest in Nürnberg am 4. und 5. November 1894

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—O II. Die Festtage 4 
Seiten von Kandelabern flankiert, von denen der Duft bren— 
nenden Räucherwerks aufsteigt. 
Auch dieser Wagen ist auf das kunstreichste ausgestattet. 
Vorn auf dem Wagenrand, sitzend und stehend, zwei Genien, 
die den Ruhm des Dichters durch Posaunenstöße verkünden. 
Der Dichter und Meister sitzt im Feiertagsgewand, 
darüber das Schurzfell gebunden ist, sinnend unter den Zweigen 
des sich auf ihn herabneigenden Gesträuchs; die Rechte hat er 
auf das Knie gestützt, die Linke auf einen Band seiner Ge— 
dichte gelegt, der auf seinem Schooße ruht. Vom Wagenrand 
herab hält über ihn ein Genius den Lorbeer. Zu seinen Füßen 
die Musen, welche ihm die Weihe gaben, den Stoff zuführten 
und die Begeisterung in ihm entzündeten: Klio, die Muse der 
Geschichte, die Rolle haltend, ferner die des Theaters und 
besonders des Lustspiels, Thalia mit der Theatermaske, Kalliope 
und Euterpe, die Musen der epischen und lyrischen Dichtkunst, 
jene Tafel und Stift, diese die Flöte als Beigabe führend. 
Als Gefolge schließen sich an die ernsten Gruppen der 
Geistlichen und Gelehrten in langen Talaren, dann die Lehr⸗— 
meister mit ihrer beweglichen Schülerschaar. 
An der Spitze den Standartenträger mit dem Bilde ihres 
Gottes folgt dann, mit schweren, reich verbrämten Gewändern 
angethan, würdevoll und selbstbewußt die reiche, hochangesehene 
Gilde der Nürnberger Kaufleute, die mit der ganzen Welt Handels— 
beziehungen unterhält, deren Schiffe auf fernen Meeren fahren. 
Nun wird das Auge festgehalten durch drei Reiter in 
reichen Sammetkostümen, auf dem Haupte das kecke Feder— 
barett: es sind Künstler, die dem Wagen der Künstlerschaft 
das Ehrengeleite geben. 
Der Wagen der Kunst“*) in seinem eigenartigen Aufbau 
und seiner außergewöhnlichen Pracht ist selbst ein Kunstwerk. 
Auch er hat oben und unten je zwei Kandelaber, von denen 
Wolken brennenden Räucherwerks aufziehen. Von ihrem er— 
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