Volltext: Das Hans Sachsfest in Nürnberg am 4. und 5. November 1894

4. Festrede des Prof. Ix. Edm. Goetze 6 88 
„anfangs aus Haß gegen das Papsttum die Türkengefahr unter— 
schätzt hatte, so kam er doch bald davon zurück und rief die 
deutschen Fürsten auf, dem Kaiser gegen die Ungläubigen Heeres— 
folge zu leisten; Hans Sachs ermahnt sie, einmütiglich gegen 
den tyrannischen Bluthund, den Sultan, zusammenzustehen; er 
begleitete mit seinem Gesange den Kaiser auf seinem Zuge 
nach Afrika, bejubelte die Eroberung von Tunis und hoffte 
Austilgung des blutdürstigen Türken; ebenso schilderte er die 
Schlachten Karls V. gegen den Erbfeind. 
Das waren Zeitungen, die den Zeitgenossen vermitteln 
sollten, was geschehen war, Flugblätter, die Stimmung machen 
sollten. Und sie sind so tief ins Volk eingedrungen, daß sie 
sogar zum Teil geschichtliche Volkslieder wurden. 
Noch lieber erzählte Hans Sachs, was in seinem Nürnberg 
vorging, wenn es sich im Glanze vor dem Kaiser zeigen konnte. 
Da sehen wir die Straßen mit Laubgewinden und Fahnen 
geschmückt, wie heute zu seinem, Hans Sachsens, eigenen Preise; 
liebevoll zeichnet er alle Einzelheiten des malerischen Zuges 
und der gedrängten Volksmenge. Von patriotischem Zorn 
aber erzittert seine Stimme, wenn er von dem ärgsten Feinde 
der Stadt, dem Markgrafen Albrecht Alcibiades von Branden— 
burg-Kulmbach, berichtet, der die Gelegenheit vom Zaune gebrochen 
hatte, um gegen das „übermütige Krämervolk,“ gegen das er 
bitteren Grimm hegte, mit Feuer und Schwert vorzugehen. 
Wohl krittelt ein neuerer Geschichtschreiber,ß) man dürfe, wenn 
man Hans Sachsens Gedicht von Albrechts Himmelfahrt läse, 
die viel mehr eine Höllenfahrt ist und an Dante erinnert, 
nicht vergessen, daß hier der grimmige Nürnberger spräche. 
Aber können wir uns wundern über diesen Grimm, wenn wir“ 
*) Johannes Voigt, Markgraf Albrecht Alcibiades von Branden— 
burg-Kulmbach. Berlin 1882. Band 2, Seite 285 fügt zu dem Abdrucke 
der Himmelfahrt des Markgrafen als Anmerkung hinzu: „Es darf 
(braucht?) wohl kaum erinnert werden, daß wir hier in dem Zeitgenossen 
Hans Sachs den ergrimmten Nürnberger nach seiner Weise dichten hören.“ 
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