Volltext: 1834-1884 (2. Band)

72 Die Kriminaluntersuchung in Ansbach. 
fiel mir auf, daß er ganz allein an einem Tische saß und mit Nie— 
mand sprach, obschon; die Stube voll Leute war. Ich setzte mich zu 
ihm und fragte ihn, woher er komme; statt darauf zu antworten, 
entgegnete er, er habe heute einen noch weiten Weg zu machen; er 
müsse bei diesem garstigen Wetter noch nach Ansbach. Da mir seine 
Sporen auffielen, so fragte ich, ob er ein Pferd bei mir eingestellt 
habe; er verneinte es, ohne anzugeben, ob er fahre oder reite. Er 
zenoß ein Glas Bier ohne Brod, zahlte und entfernte sich um halb 
1 Uhr. Beim Fortgehen warf er einen Mantel um, welcher aus 
einem Untermantel mit langem, ganz herunterreichendem Kragen von 
dunkelblauem Tuche bestand. Er war sehr ernst, sein ganzes Be— 
nehmen war mehr tiefsinnig als heiter.“ 
Aus dem Konklusum des Kreis- und Stadtgerichts Ansbach am 
21. Dezember 1833: 
„Der im Gasthaus zum Falken in Nürnberg Freitags den 
13. d. M. befindlich gewesene Mann hat fast keine Aehnlichkeit mit 
dem von Kaspar Hauser signalisirten Unbekannten, indem Hahnen— 
berg den Fremden als einen Mann von 36—38 Jahren, dessen 
Tochter (ihn aber) als 29 Jahre alt bezeichnet, Hauser aber seinen 
unbekannten Mörder auf 50—54 Jahre, was eine so bedeutende 
Differenz ist, daß sie von allen übrigen zum Theil möglicher Ver— 
änderung unterworfenen Merkmalen Berücksichtigung verdient. Aber 
auch in wandelbaren Nebenmerkmalen ist keine Aehnlichkeit des Nürn⸗ 
berger Fremden mit Hausers Beschreibung; namentlich bezeichnet 
Hauser seinen Mörder als mit einem Schnurrbart versehen, welchen 
dieser Fremde der Beschreibung nach nicht hatte. Daß derselbe ein 
Glas Bier trank und in der kurzen Zeit, in welcher er sich im Falken 
aufhielt, wenig sprach, ist wohl so wenig verdächtig, als daß er 
zußerte, er müsse nach Ansbach, da wohl Hausers Mörder schwerlich 
den Ort, wohin er reiste, bezeichnet haben würde.“ 
2. Schullehrer Johann Georg Seitz zu Ansbach. 
„Ich ging vergangenen Samstag gegen 12 Uhr in den Hofgarten 
spazieren. Da gewahrte ich an dem Gatter, das die letzte Linden-Allee 
von der ersten scheidet, einen Mann, der dortselbst stund und, wie er mich 
gewahrte, mich fixirte. Da mir dieses auffiel, so betrachtete ich ihn durch
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.