Full text: 1834-1884 (2. Band)

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Hypothesen. 
Ich weiß nicht, ob Sie einen ziemlich langen, sehr gut geschrie— 
benen Aufsatz in der Jenaischen Literatur-Zeitung kennen, den man 
dem Herrn von Lang zuschreibt, und der in Berlin vielen Eindruck 
gemacht hat. Man hat meinem Auftrag zufolge Ihnen einen Auf— 
satz in dem Morgenblatt zugeschickt der für Sie interessant seyn muß, 
der aber sehr irrige Ansichten äußert. Der letzte Theil davon, wie 
auch das Werk von Zimmermann sind mir noch nicht zu Händen 
zgekommen, ich hoffe doch sie bald durch eine Gelegenheit zu erhalten. 
Wenn man diese Geschichte nicht völlig aufklären sollte, so würde 
die Bayerische Polizey in einem sehr unvortheilhaften Lichte erschei— 
nen, und die Geschichte selbst, auf den Namen von Feuerbach gestützt, 
würde wie die der eisernen Maske an die Nachwelt übergehen. Es 
ist hoffentlich noch nicht zu spät die früheren Verhältniße von K. H. 
zu erforschen wenn man jetzt die sehr geeigneten Maasregeln aus— 
führen wollte, die der Burgenmeister Binder, wenn Feuerbach ihn 
nicht verhindert hätte, würde genommen haben, und sehr wahrschein— 
lich mit dem erwünschten Erfolg, der viel später schwerlich zu er— 
reichen wäre. 
Ich möchte gern wissen was die Meynung der Sachverständigen 
ist über die Aehnlichkeit oder Unähnlichkeit der Handschrift von K. H. 
bey seiner Ankunft in Nürnberg mit der des mitgebrachten Briefs, 
welche, wie man sagt, sehr gewöhnlich in Alt-Bayern ist. Wenn er 
den Innhalt des Briefs kannte worin gemeldet wird „„ich habe ihn 
seit 1812 keinen Schritt weit aus dem Hause gelassen““, warum hat 
er dieses widersprochen indem er dem Reitknecht des Rittmeisters 
sagte, er ging alle Tage über die Gränze in eine Schule? oder hat 
er sich darin überschnappt? ) Wenn er den Brief selbst schrieb oder 
schreiben ließ, warum hat er darin gesagt, daß er verborgen gehalten 
vurde, und daß der Schreiber „könnte gestraft werden“, wenn er die 
Absicht nicht schon hätte die Rolle zu spielen, die er später über— 
) Verschnappt hat Kaspar sich ebenso wie unzählige andere seiner Sorte, 
die mit Empfehlungsbriefen und dergleichen uns heimsuchen und mit den Dienst- 
rdoten, Scheuerfrauen u. s. w. gedankenlos Dinge sprechen, welche für den herr⸗ 
chaftlichen Adressaten der überreichten Urkunden eben nicht bestimmt sind. Ohne 
Zeugenverkör kommt man ja nie dahinter.
	        
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