Volltext: 1834-1884 (2. Band)

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Feuerbachs Wandelbarkeit. 
und welche im stande sind, diese Verse so aufzufassen, um sie Wort 
für Wort niederschreiben zu können, müssen sich doch wohl mindestens 
in einem Alter befinden, daß sie ihre Muttersprache ziemlich fertig 
sprechen, und daß sie, insofern ihre Glieder nicht verkrüppelt find, 
bereits stehen, gehen und laufen.“ Feuerbach ließ durch Dr. Oster⸗ 
haufen antworten, daß Kaspars Muttersprache „die ungarische oder 
polnische,“ gewesen sein mußte. Und in seinem Buche? Dort ver— 
schweigt er die europäisch berühmten Sprachexperimente, er ignoriert 
einfach die ganze Pirchsche Geschichte ). Die einzige versteckte 
Anspielung, welche Feuerbachs Buch auf Hausers Magnatentum ent— 
hält (weil „ein gewisser feinriechender Polizeimann, Herr Merker in 
Berlin“ aus Kaspars „auffallendem Reitertalent“ auf eine sehr un— 
heilige Vermutung geraten warl!) ist der schon erwähnte poffierliche 
Gedanke, Hauser „möge von Geburt einer Reiternation angehören.“ 
Glaubte denn Feuerbach um die Wende des Jahres 1831 nicht 
mehr an den ungarischen Stephan? Es sieht fast so aus. 
Noch im Oktober 1831 aber hatte er durch v. Tucher die Entdeckung 
von Stephans Mutter erfahren, und im März 1832 schrieb er an 
Professor Rumy, daß die Anwesenheit des Grafen Ladislaus von 
Merey auf dem von Rumy bezeichneten Wege (J. S. 230) jene 
Spuren herbeigeführt hätte. Dazwischen liegt die Ab— 
fassung von Feuerbachs Buch. Wir werden also bereits stutzig, 
wenn wir ihn auf die Frage seiner Leser, an welchen Orten die 
Wünschelrute wirklich angeschlagen? — deklamieren hören: „Dem 
Arme der bürgerlichen Gerechtigkeit sind nicht alle Fernen erreichbar, 
und bezüglich mancher Orte, hinter welchen sie den Riesen eines solchen 
Verbrechens zu suchen Gründe hat, müßte sie, um bis zu ihm vor— 
zudringen, über Josuas Schlachthörner, oder wenigstens über Oberons 
Horn gebieten können, um die mit Flegeln bewehrten hochgewaltigen 
Kolosse, die vor goldnen Burgthoren Wache stehen und so hageldicht 
dreschen, daß zwischen Schlag und Schlag sich unzerknickt (unzerkeilt) 
Er ignorierte ebenso konsequent Kaspars Selbstbiographie, indem 
er (allerdings richtig!) sagte, daß sie Anlaß zu Zweifeln geben könnte (Stan— 
hope 1835, S. 35).
	        
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