Karl Habermeier im Hirschen.
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Wenn er später nur nicht im Wirtshaus zu Bullach über den Haus—
heimer Pfaffenbuben geschwätzt hätte; und wenn nur nicht der Lehrer
Ulrich von Kirchröthenbach das gehört hätte; und wenn dieser es
nur nicht seinem Kollegen Johann Fr. Wilhelm Lechner, Kantor in
Beerbach, erzählt hätte; und wenn dieser es nur nicht den 27. Januar
seinem Freunde Bock in Nürnberg geschrieben hätte; und wenn nur
nicht u. a. auch der Schreinergeselle Hieronymus Karl Habermeier
von diesem katholischen Sendschreiben eine Abschrift bekommen und
den 15. Februar im Gasthof zum Hirsche in Lauf vorgetragen
hätte. In dem Brief besitzt der Pfarrer von Hausheim schon drei
Kinder von seiner Köchin, die von einem anderen Pfarrer „jedesmal
in conito (1) getauft“ worden sind, in den Kirchenbüchern aber fehlen;
hat Frau Caspar (zur Zeit, da K. H. ins Loch kam) das Kind
„gesäugt“ und bekam sie „von dem Pfaffen des Tags einen Gulden
einige Jahre.“ „Noch mehr. Man sagt, zur Zeit, als an Hauser
der erste Mordversuch in Nürnberg gemacht worden ist, habe sich
ein Franciskanermönch in und um Nürnberg sehen lassen und
dieser sei der gedungene Mörder gewesen.“ Kurz, der gefällige Vor—
leser im Hirsche wurde — „verhaftet und den 16. Februar sofort
dem k. Landgericht in Lauf zugeführt und dem Ermessen dieser Be—
hörde als Criminal-Untersfuchungs-Gericht um so mehr überlassen,
da der Cantor Lechner, von welchem der copirte Brief herrührt, dem
hiesigen Landgerichtsbezirk selbst angehört.“ Alt- oder Neu-⸗Abdera?
Am 17. Februar wurde auch der Briefschreiber verhört, ob er aber
den Franziskaner genannt, finde ich nicht in meinem Folianten.
Ein protestantischer Geistlicher in Bayern schickte das kleine Malheurchen
des katholischen Konkurrenten an die Hildburghauser Dorfzeitung
vom 8. Februar (K. H. ist da der 3. Sohn des Hausheimer Seel—
sorgers und eines „gnädigen Fräuleins?) und so ist auch der Ober—
konsistorialrat DBr. Ludwig Nonne am 10. März von dem Herzog—
lichen Kreisgericht zu Hildburghausen vernommen worden.
Die Theorie wird noch vertreten von Mittelstädt (1876 S. 5
und Meyer (Beiträge 1885 S. 54). Mittelstaäͤdt fragt: „Weshalb
konnte Hauser nicht — als das Kind eines höheren (warum denn
gerade eines höheren?) katholischen Geistlichen in dem Winkel eines