304
XXVII.
5ypothesen.
Da man von der irrtümlichen Annahme eines unerwiesenen
Märchens ausging, so hat man, als es die richtige Zeit noch war, von
den klaren Andeutungen, die Kaspar mit nach Nürnberg brachte,
keinen energischen Gebrauch gemacht. Häufig nahe am Ziel, führte
doch der Grundirrtum immer wieder von dem richtigen Wege ab.
Ein aus Ansbach vom 6. Juni 1831 datierter Bericht Hickels „über
eine zu Folge Requisition des Kön. Kreis- und Stadtgerichts Nürn—
berg (vom 9. Mai bis zum 3. Juni) zur Entdeckung der Herkunft
Kaspar Hausers unternommene Reise“ nach Schrobenhausen, durch
Altbayern (Rosenheim, Altötting, Passau, Regensburg) und einen
Teil der Oberpfalz erzählt:
„Am 16. Mai gelangte ich nach Altötting. Es ist nicht un—
wahrscheinlich, daß der Thäter des heillosen Verbrechens vielleicht
früher hieher wallfahrte zu dem gewaltigsten Gnadenbilde in Bayern,
denn hier kaufte ich dieselbe(n) Gebete, wie Hauser sie mit nach
Nürnberg brachte)y. Die Rosenkränze daselbst sind gerade so
1) Bgl. J. S. 8 und 9. Bei Hickel lauten die Titel J1 „zu der allerseligsten
und unbefleckten Empfängniß Mariä“, und 9 „vor dem hochwürdigsten Gute.“
Die Nummern 3, 7 und 9 waren nach Hickel „seit Jahren nicht mehr im Kurse,
veil sie keine Abnehmer fanden.“ Die Nummern 3 und 7 habe ich schon für
„verdächtig“ erklärt. Ein Specimen von solchem abergläubischen Zeuge, ebenfalls
undatiert, liegt mir in 25. Auflage vor: „Mittel für Jedermann in landwirth⸗
schaftlichen und häuslichen Verhältnissen. Herausgegeben von Christ. Dienegott
Leuthold, Flinsberg im Riesengebirge.“ Die Grammatik ist ä la Kaspar Hauser,
z. B. S. 3: „Vor den Brand. Gott der Herr ging übers Land und hatte einen