Volltext: 1834-1884 (2. Band)

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In Nürnberg. 
mäßig fest. Bis dahin hatte Kaspar noch keinen anderen Zweck 
als (—ohne weitere Nachfrage nach seinen Personalien) 
zur Kavallerie zu gelangen, denn er wollte und ging faktisch zu 
dem betreffenden Rittmeister, die Polizeiwacht und das 
Polizeigefängnis aber waren sein Reisezweck ganz entschieden nicht. 
Dort reizte er durch seine Auskunftverweigerungen nicht bloß die 
amtliche, sondern außerdem noch die menschliche Neugierde echter 
Philister, die in bekannten Randglossen mit ihren anthropologischen 
Bemerkungen um sich warfen. Am zweiten Tage (den 27. Mai) 
schrieb Kaspar morgens im Gefängnis seinen Bogen voll, folglich 
dachte er auch damals an seine unterirdische Laufbahn noch nicht, 
hatte er seine am Tage vorher gegen Merk erwähnte Dorfschule 
noch nicht vergessen. Er wurde nun aber wiceder auf die Polizei— 
wachtstube geführt. Das geschah, wie Feuerbach aus den uns un— 
zugänglichen ersten Akten berichtet, nun täglich, und er brachte 
dort „im Getöse und Getümmel gewöhnlich einen nicht kleinen Teil 
des Tages zu“, ja er „wurde dort einheimisch, und gewann sich 
bald unter den Bewohnern dieses Amtszimmers Zuneignng und Liebe.“ 
Das heißt, in der Auffassung der Schutzmannschaft wurde der „Be— 
trüger“ ein „Simpel“: der normale Namenschreiber bei 
der Abendbeleuchtung vom 26. Mai griff schon am Abend 
des 27. bei Hiltel ins Kienspänerlicht (J. S. 31). Der Spaß 
hat ihn aber noch nicht verhindert, als er am 28. vernommen wurde, 
sein Alter und seine Religion (katholisch) anzugeben, seinen NRamen 
deutlich auszusprechen, sein Anliegen, „ein Reiter zu werden wie 
sein Vater war“, schnell, deutlich und bestimmt zu wiederholen. Am 
28. Mai 1828 war die Geschichte also noch gar nicht gefährlich. 
Man muß nur streng methodisch (hier chronologisch) fortschreiten, 
ohne (was sogar die ersten Zeugen nach dem Oktoberattentat unbewußt 
gethan haben!) irgendwelche spätere Reflexion in seine Beobachtung 
hineinzutragen, und man hat den Werdungsprozeß der Spukgeschichte 
deutlich vor sich. 
Nun hörte aber in der Polizeiwachtstube das ewige Ausfragen 
nicht auf, und da blieb unserem Kaspar nichts übrig, denn immer 
mehr auf den Simpel der Polizeisoldaten einzugehen: das (nicht
	        
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