Volltext: 1834-1884 (2. Band)

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Kaspars Kerkerleben. 
Hemdwechseln hätte ihn im Schlaf gestört? Kluger Professor, 
das wäre ein so bedenklicher Umstand, daß sogar ein Schlafmittel 
den Vorzug verdienen würde. Wir wollen uns bei Dr. Preu eins 
bestellen. 
3. „Kommissionsfrage: Schon aus Ihren Angaben zu 
Frage 8 geht hervor, daß Sie auch in dem mehrerwähnten Aufent— 
haltsort an Ordnung gewöhnt waren; es hat auch der Gefangen— 
wärter Hiltel ausdrücklich bekundet, daß Sie einen reinlich 
gehaltenen Körper mit hieher gebracht haben, was alles eine 
besondere Anweisung voraussetzt? Da Sie sich deßfalls 
noch nicht erklärt haben, so hat dieß nachholend zu geschehen?“ 
Wie Merker! Nicht bloß Hermann berichtet aber das Gegen— 
teil („Gewaschen scheint man ihn niemals zu haben; denn als er 
in Nürnberg gereinigt wurde, ging der Schmutz wie eine Haut 
von ihm ab.“ — „Seife vertrug er nicht“, bemerkt Daumer 
dazu), sondern Hiltels eigene beeidigte Aussage lautet: „Wie ich 
K. H. zur Aufsicht erhielt, war er schmutzig und hatte keinen Sinn 
für Reinlichkeit ... Wie ich schon erwähnt, war K. H. am Körper 
ganz schmutzig, und als er nach circa 8 oder 10 Tagen () gewaschen 
wurde, fiel der Schmutz ab, und K. H. sagte da in meinem Beisein 
zu meiner Frau: Mutter, die Haut.“ Ist eine solche Abderiten— 
kommission je noch dagewesen? Kaspar sagte natürlich einfach seine 
Leier her. 
Antwort: Vom Waschen des Körpers hatte ich durchaus 
keinen Begriff. Nie aber hatte ich meinen Aufenthaltsort durch eine 
Leibesöffnung verunreinigt; ich habe mich hiezu jederzeit des bezeich— 
neten Loches bedient, dessen Deckel ich auch jedesmal weggeschoben 
und sodann wieder daraufgeschoben habe. Daß mir dieß gelehrt 
worden, davon bin ich lebhaft überzeugt, es ist mir deßfalls jedoch 
durchaus nichts erinnerlich. 
Nach meinen nun erlangten Kenntnissen von der Beschaffenheit 
des Körpers bin ich zwar wohl selbst überzeugt, daß mir auch während' 
meiner Gefangenschaft die Hemden gewechselt und Haare und Nägel 
abgeschnitten worden — da ich mir aber deßfalls nicht das Geringste 
bewußt bin, so dürfte anzunehmen sein, daß die bezeichneten Ver—
	        
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