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Kaspars Kerkerleben.
Hemdwechseln hätte ihn im Schlaf gestört? Kluger Professor,
das wäre ein so bedenklicher Umstand, daß sogar ein Schlafmittel
den Vorzug verdienen würde. Wir wollen uns bei Dr. Preu eins
bestellen.
3. „Kommissionsfrage: Schon aus Ihren Angaben zu
Frage 8 geht hervor, daß Sie auch in dem mehrerwähnten Aufent—
haltsort an Ordnung gewöhnt waren; es hat auch der Gefangen—
wärter Hiltel ausdrücklich bekundet, daß Sie einen reinlich
gehaltenen Körper mit hieher gebracht haben, was alles eine
besondere Anweisung voraussetzt? Da Sie sich deßfalls
noch nicht erklärt haben, so hat dieß nachholend zu geschehen?“
Wie Merker! Nicht bloß Hermann berichtet aber das Gegen—
teil („Gewaschen scheint man ihn niemals zu haben; denn als er
in Nürnberg gereinigt wurde, ging der Schmutz wie eine Haut
von ihm ab.“ — „Seife vertrug er nicht“, bemerkt Daumer
dazu), sondern Hiltels eigene beeidigte Aussage lautet: „Wie ich
K. H. zur Aufsicht erhielt, war er schmutzig und hatte keinen Sinn
für Reinlichkeit ... Wie ich schon erwähnt, war K. H. am Körper
ganz schmutzig, und als er nach circa 8 oder 10 Tagen () gewaschen
wurde, fiel der Schmutz ab, und K. H. sagte da in meinem Beisein
zu meiner Frau: Mutter, die Haut.“ Ist eine solche Abderiten—
kommission je noch dagewesen? Kaspar sagte natürlich einfach seine
Leier her.
Antwort: Vom Waschen des Körpers hatte ich durchaus
keinen Begriff. Nie aber hatte ich meinen Aufenthaltsort durch eine
Leibesöffnung verunreinigt; ich habe mich hiezu jederzeit des bezeich—
neten Loches bedient, dessen Deckel ich auch jedesmal weggeschoben
und sodann wieder daraufgeschoben habe. Daß mir dieß gelehrt
worden, davon bin ich lebhaft überzeugt, es ist mir deßfalls jedoch
durchaus nichts erinnerlich.
Nach meinen nun erlangten Kenntnissen von der Beschaffenheit
des Körpers bin ich zwar wohl selbst überzeugt, daß mir auch während'
meiner Gefangenschaft die Hemden gewechselt und Haare und Nägel
abgeschnitten worden — da ich mir aber deßfalls nicht das Geringste
bewußt bin, so dürfte anzunehmen sein, daß die bezeichneten Ver—