Volltext: 1834-1884 (2. Band)

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Ein Kaspar-Hauser-Komplott. 
Verdächtigung desselben ein schönes Vermögen erworben hätten. Wie oft 
habe ich mich zur Abwehr eines ebenso ungerechten als lächerlichen Vor— 
wurfs bis zur Heiserkeit abgestritten! Ich kannte Ihren Vater und Hickel 
als durchaus ehrenhafte Männer; letzterer war mir auch lieber Freund und 
Landsmann.“ Und am 23. desselben Monats: „Es leben noch alte 
Herrn, die heute noch fest an Hauser glauben, und statt Licht in dieser 
Sache, lieber ihre Entwicklung zu einer wahren und recht piquanten Scandal— 
zeschichte wünschen. Sie selbst dürfen sich hüten, daß die theilweise noch 
lebende weibliche haute volé(e) . .. wenn Sie ihren Liebling entlarven. 
Trotz allen voraussichtlichen Widerspruchs bin ich übrigens gewiß, daß 
ijener Theil des gebildeten Publicums, welcher klar denken und richtig ur— 
theilen und schließen gelernt hat, aus den Gerichtsakiten und aus den, 
diesen Akten erst Licht gebenden Aufzeichnungen Ihres Vaters und Hickel's 
szweier ehrenhaften und intelligenten Männer, die Gelegenheit hatten, 
Hauser in allen seinen ungenirten Situationen, im zwang— 
freien häuslichen Leben und in seiner Einsamkeit Jahre 
lang zu beobachten) eben so, wie wir, zur Überzeugung kommen werden: 
Hauser war ein Betrüger schlauester Sorte, ein Lügner erster Klasse, seine 
zanze Geschichte, sein ganzes Seyn und Wesen eine Lüge. — Aber so 
oft ich über diese Sache mit gebildeten Männern sprach, trat man mir 
mit der Bemerkung entgegen: ich theile Ihre Ansicht; aber erklären Sie 
mnir, wie es möglich war, daß dieser geistig ganz ungebildete Mensch seine 
Rolle Jahre lang so fortspielen konnte, ohne je aus derselben förmlich 
hinauszufallen und sich zu verrathen? 
Hickel versuchte am Schluße seines Manufkripts diese Frage zu lösen. 
Was er sagt, leuchtet ein; aber es überzeugt nicht ganz, setzt wenigstens 
die, Annahme voraus, daß Hauser schon ein geschulter Betrüger war, als 
er nach Nürnberg kam, was sich doch ohne zwingende Beweis-Momente 
nicht wohl annehmen läßt, wenn auch jedes klare Auge schon an dem 
Briefe, den er mit nach Nürnberg brachte, die Aufschrift Lug und 
Trug liest.“ 
Dieses Bedenken führt uns in das vierte Buch hinüber.
	        
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