Volltext: 1834-1884 (2. Band)

Comtesse Jadwiga und Fürstin Eugenie. 113 
gehört, daß Kaspar auch ein Sohn Napoleons gewesen, also (nach 
Ferdinand Hoffmann): 
Graf Kasimir Boginski prophezeit, von seinem Sterbe— 
lager 1795, seiner Enkelin Jadwiga: „Du wirst ihn bannen und 
fesseln!“ Wen denn? Den Kaiser Napoleon, dem sie im Winter 
1806 —-7 auf einem Balle in Posen vorgestellt wurde und das Ver— 
sprechen entlockte: „Polen wird wieder hergestellt werden, und ehe— 
ein halbes Jahr vergeht, ist der Anfang dazu gemacht.“ Jadwiga 
Boginska ging nach Paris, da erwachte die Eifersucht Adams von 
Radomiec, und er reiste hinter ihr her. Zu spät. Dafür raubt 
er nach der Niederlage der großen Armee 1813 den Kaisers— 
sohn (auf dem Umschlag bei F. Hoffmann furchtbar dargestellt), 
Jadwiga wird wahnsinnig, der natürliche Sohn Napoleons im Ver— 
borgenen von Stephan und Sascha erzogen. Diese starben aber 1828. 
Adam betäubt den Knaben durch Opium, reist in einem von einem 
Zigeuner geführten Wagen bis vor Nürnberg, und dort taucht 
Kaspar Hauser auf. Der Kutscher war so klug, auf der Rück— 
reise in einem schlesischen Dorfe zu sterben. Komtesse Jadwiga kam 
im Winter 1833 wieder zu Verstande, von Radomiec darauf wie der 
Blitz nach Ansbach, sticht Kaspar tot, stirbt zwei Jahre später, hinter— 
läßt aber vorsichtigerweise ein Tagebuch. 
In einem anonymen Romane Seybolds (Stuttgart 1834) stirbt 
der einzige Sohn einer Fürstin Eugenie, da sie nach Paris gereist 
war, plötzlich, ehe er noch das dritte Jahr erreicht hatte. Bald darauf 
starb auch ihr Gemahl. Die Fürstin wird nervenleidend und be— 
kommt Visionen. Ihre Hofdame, Frau von Schwandorf, erzählt dem 
Hofkavalier von Freiberg (S. 80): „Es war zur Nachtzeit, als sie 
das erste Mal davon befallen wurde: ich saß im Nebenzimmer und 
las. Plötzlich hörte ich sie in wehmütig klagendem Tone sagen: Ja, 
du bist es, geliebter Schatten, es ist dein liebes Gesicht, deine nied— 
liche Gestalt. Willst du dich mir noch einmal zeigen, weil dich deine 
Mutter nimmer (nicht mehr)) gesehen hat, ehe sie dich in die kalte 
Gruft legten? — Sie machte eine Pause. Sogleich eilte ich in das 
Zimmer; sie saß aufrecht, aber mit geschlossenen Augen, im Bette. 
Der Anblick war schrecklich, ich redete sie an, aber sie gab mir keine 
p. d. Linde. Kaspar Hauser. II.
	        
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