Volltext: 1828-1833 (1. Band)

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Wunder und Ideale. 
Bette zubrachte, auch seinen ersten Traum. Herrn Bürgermeister 
Binders Gemahlin, zu der er eine ganz vorzügliche Zuneigung hatte, 
sei, erzählte er, an sein Bett gekommen, und habe ihn gefragt, wie 
er sich befinde. Auf die Antwort, sein Kopfschmerz sei noch nicht 
vergangen, habe sie ihm entgegnet, er solle nur Geduld haben, es 
werde schon besser werden, habe ihm die Hand gereicht, ihn gegrüßt 
und sich entfernt. Hierauf habe sich etwas vom Kopf herab in die 
untern Teile seines Körpers gesenkt, der Kopfschmerz sei vergangen, 
und vor Freuden habe er sehr gelacht. Frau Bürgermeisterin, 
behauptete er nun fest, habe in der Nacht seinen Kopfschmerz mit 
fortgenommen. Man suchte ihn davon zu überzeugen, daß dieser 
Vorgang ein Spiel der Einbildungskraft gewesen, aber vergebens; 
er wisse es gewiß, sagte er, daß Frau Bürgermeisterin bei ihm ge— 
wesen, er habe ihr ja die Hand gegeben, und sie habe gesagt: Adieu 
Kaspar. Auch als die Dame selbst erschien und jene Aussagen be— 
stätigte, glaubte er ihr nicht, drückte sich auch zuweilen mit komischem 
Widerspruche so aus: er müsse freilich glauben, was ihm Frau 
Bürgermeisterin und Herr Bürgermeister sagen, aber er wisse es 
doch gewiß, daß sie bei ihm gewesen. Doch schien er endlich über— 
zeugt. Als aber jene beim Fortgehen fragte, ob er sie heute noch 
besuchen wolle und nicht etwa noch zu schwach wäre auszugehen, er— 
widerte er, weil Frau Bürgermeisterin heute nacht zu ihm gekommen 
sei, so wolle er auch zu ihr kommen. Erst als er später mehrmals 
träumte, fing er an einzusehen, welche Bewandtnis es mit dem 
Träumen habe. An dem Tag, der auf jene wohlthätige Nacht folgte, 
hob sich seine Leibverstopfung, und es stellte sich zweimalige Offnung 
ein.“ Das wird uns im nächsten Kapitel noch öfter erquicken. 
Am 14. September 1828 ging Daumer mit Hauser auf die 
Burg von Nürnberg, um ihm die Gemäldesammlung zu zeigen. So— 
gleich bei dem Eingang des Gebäudes sah man eine Flügelthüre, bei 
deren Anblick Kaspar sich plötzlich betroffen zeigte. Er hatte nach 
seiner bestimmten Versicherung eine solche Zimmerthüre zu Nürnberg 
noch nicht gesehen; dieser Art aber waren die Thüren eines Schlosses 
(oder „gfroßen Hauses“, wie er sich ausdrückte, sagt Daumer), 
in welchem er sich in der Nacht zwischen dem 30. und 31. August
	        
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