Volltext: 1828-1833 (1. Band)

Kaspars erster Traum. 
Zustande in die linke Hand — auf dem einen stand: es ist ein 
Gott! auf dem andern: es ist kein Gott! — und bat sie zu unter— 
scheiden, ob sie von dem einen oder dem andern etwas fühle. Nach 
wenigen Minuten gab sie mir das, auf welchem stand: es ist ein 
Gott, und sagte: von diesem fühle ich etwas, das andere läßt mir 
eine Leerheit. Ich machte den Versuch noch viermal, und immer blieb 
er sich gleich. Nun schrieb ich auf gleiche Art auf ein Zettelchen: 
es giebt Geister! und auf ein anderes: es giebt keine Geister! 
Sie legte das eine auf die Herzgrube und sagte dann bald: auf 
diesem steht: es giebt Geister, und auf dem andern (das sie in der 
Hand hatte): es giebt keine Geister.“ 
Wenn Kerner so durch die Herzgrube einer Bäuerin den Atheis— 
mus und den Materialismus vernichten konnte, warum sollte denn 
Daumer zurückbleiben und nicht der Hauffe den Hauser beigesellen: 
Denn wirklich hat er „zu einem wissenschaftlichen () Werke über K. H. 
von Anfang seiner Bekanntschaft mit ihm die Materialien gesammelt.“ 
Es kam aber nicht zur „Durcharbeitung“ (er heckte damals eine mit 
der Apokalypse zusammengehende spekulative Philosophie aus), und 
so entschloß er sich zunächst „Mitteilungen über Kaspar Hauser“ zu 
machen. „Nichts, was ich hier mit Bestimmtheit oder ohne Beisatz 
ausspreche, weiß ich aus unsicherer Erinnerung, oder aus bloßer 
Konversation und Sage geschöpft, sondern ich habe es selbst an Hauser 
beobachtet, von ihm gehört und bei noch frischer Erinnerung durch 
genaue Aufzeichnung bewahrt.“ Da haben wir also eine Hauptquelle 
für die Kasparmythologie vor uns und wir werden sehen, daß in 
der Konkurrenz mit Kerner nicht einmal eine Parallele mit den 
mystischen Zeichnungen, mit der inneren Schrift und den sieben 
Sonnenkreisen der Hauffe zu fehlen brauchte. 
Lassen wir uns zunächst Kaspars ersten Traum, in der Nacht 
vom 18. auf den 19. Juli 1828, durch Daumer erzählen. „In 
meinem Hause schlief Hauser zum erstenmale in einem ordentlichen 
Bette, welches ihm im Gegensatze gegen die Härte seines früheren 
Lagers ungemein behagte, wiewohl dieses Behagen durch eine gewisse 
unangenehme Empfindung, die ihm die Federn (dynamisch) verur— 
sachten, gestört wurde. Er hatte in der ersten Nacht, die er in diesem 
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