Metadaten: 1828-1833 (1. Band)

Auf dem Luginsland. 
Die ersten vier Hauptgründer des eigentlichen Kaspar-Hauser— 
Myt hus sind der Bürgermeister Binder, der Gerichtsarzt Dr. Preu, 
der Kriminalist Feuerbach und der Gymnasialprofessor Daumer. 
Der Bürgermeister wird in seiner weiter unten folgenden offiziellen 
Bekanntmachung vom 7. Juli eine so klare Selbstdarstellung 
leisten, daß über ihn kein Wort weiter zu verlieren ist. Dieser Mann 
legte leider dem Paul Sigmund Karl Preu (geboren zu Lauf am 
1. September 1774, Stadtgerichtsarzt zu Nürnberg seit 1809, 4* am 
18. Dezember 1832) amtlich die einfältige Frage vor: „ob dieser 
Mensch, aus dem auf keine Weise eine Kunde über seine Person und 
Herkunft zu erforschen war, nicht gar vielleicht verrückt oder blöd— 
sinnig sein möchte?“ Preu, schon so gläubig wie Binder selbst, 
beobachtete durch die Brille der Voreingenommenheit, verließ sich 
aber, wie er noch bei seinem Leben drucken ließ, meist auf die Aus— 
sagen des guten dummen Hiltels. Er berichtet selbst: „Nach mehr— 
tägiger Beobachtung sowohl von meiner Seite, als durch den hiezu 
besonders instruierten Gefangenwärter, gab ich (das heißt: schon am 
3. Juni!) über unseren Findling nachstehendes Gutachten!) ab. 
„Dieser Mensch ist weder verrückt noch blödsinnig, aber offenbar 
auf die heilloseste Weise von aller menschlichen und gesellschaftlichen 
Bildung gewaltsam entfernt worden. Er kann nichts als not— 
dürftig lesen und einige Worte schreiben. Der Polizei— 
Gefangenwärter kann ein Muster davon aufweisen. Er ist, wie ein 
ß 
P 
de 
J 
1) Das Appellgericht in Ansbach (— Feuerbach) vermißte (in einem Antwort— 
schreiben an die dortige Kreisregierung vom 22. Juli 1828) in den Nürnberger 
Polizeiakten „eine körperliche Untersuchung des Hauser zu der Zeit, als er in 
Nürnberg aufgegriffen wurde. Ein Mensch, der so viele Jahre angeblich in einem 
Gefängnis eingesperrt gewesen, möchte wohl in der Haltung seines Körpers, an 
mehreren Teilen des letzteren u. s. w. bestimmte, für längere Gefangenhaltung 
zeugende Erscheinungen bieten. . .. Es dürfte der Arzt, welcher den Jüngling so— 
gleich zu besuchen Gelegenheit hatte und das Resultat seiner psychologischen Beob⸗ 
achtung schon unterm 3. Juni mit völliger Bestimmtheit zu den Akten gab (Fol. 6), 
aufgefordert gewesen sein, die Beobachtungen selbst, aus welchen er seinen 
Schluß gezogen hatte, sowie die wissenschaftlichen Gründe für seine aus— 
gesprochene Überzeugung umständlich zu den Akten zu bringen.“ Später aber ist 
Feuerbach auch in dieser Hinsicht sehr genügsam geworden.“
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.