Volltext: 1828-1833 (1. Band)

210 Johann Samuel Müller. 
sagte sie: das werde ich der Frau von Dalbonne erzählen, die wird 
sich darüber wundern — welche Außerung ganz natürlich auf irgend 
ein der Frau von Majthényi betkanntes Verhältnis zwischen dem 
Pfarrer Wirth und der Frau von Dalbonne schließen läßt . .. 
Da übrigens dies alles in Gegenwart der Frau v. M. geschaäh, und 
die Gouvernante ihr alles anvertraute und öfter heimlich mit ihr 
redete, wenn sie vom Pfarrer W. herein kam — bleibt mir in dieser 
Hinsicht nichts anders übrig als sie zu bedauern, daß sie sich auf 
folche Art kompromittiert — während sie sich doch bei der ganzen 
Sache sehr gut benommen hat, und ich sie sonst als eine sehr reelle 
Dame kenne (welche Lumpenfrechheit!) und auch meine Be— 
schützerin und Wohlthäterin in ihr verehre. Schon als Sternkreuz— 
Ordens-Dame sollte sie sich meiner Meinung nach doppelt verpflichtet 
fühlen, in einer so wichtigen Sache die Wahrheit zu bezeugen, da 
sie in ihrem Ordenszeichen ein Partikel von dem Krenze hat, an 
welchem einst der Heiland der Welt für die Wahrheit sein Leben 
verblutete. Preßburg, den 8. März 1830.“ Und damit sind wir 
auf dem Gipfel pfäffischer Verruchtheit angelangt. 
Den 21. März 1830 erklärte sich Müller schriftlich, (er nennt 
es unaufgefordert „eidlich und umständlich,“ ein beabsichtigter Mein— 
eid, den wir ihm gut schreiben wollen) auf 14 Fragepunkte des 
Kreis- und Stadtgerichts Nürnberg. Er wiederholte die verrückte 
Unterredung der Verschwörer „im Spätherbste 1813 zu Vöcklabruck,“ 
den versuchten Meuchelmord durch Wirth „am 4. Oktober 1827 
und so weiter. Unterhaltend ist, daß in der Fragestellung das Hirn— 
gespinst Müllers ohne weiteres mit K. H. identifiziert wurde. Ein 
erstochen werden.“! Und weil auch davon die Rede war, daß die Protestanten (1) 
sich sehr fürchteten, ich möchte in Wien allerhöchst Se. Majestät auf ihre Machi— 
nationen wider mich aufmerksam machen und mich darüber beklagen, so wiederholte 
ich hier, was ich bereits bei meinem Schwiegervater — gesagt hatte, daß ich 
nämlich von der Sache keinen Gebrauch machen und niemanden schaden wolle 17), 
ich danke Gott, daß ich gerettet sei u. sa f, was der hochwürdigste Herr Bischof 
mit den Worten billigte: „„So ist es recht! so gefallen Sie mir! Ihre Feinde 
heißen evangelisch, Sie aber handeln evangelisch.““ Eine nette. tolerante Geiell— 
ichaft das
	        
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