Full text: 1828-1833 (1. Band)

Gläubige Polemik. 
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Ausführung dieser Maßregel durch Herrn von Feuerbach 
untersagt worden. Man wies selbst das Anerbieten zurück, 
durch die Mitteilungen zur Beförderung der Sicherheitspflege (von 
Merker) den Versuch zu machen, K. Hausers Verhältnisse zu ermit— 
teln, was ganz unentgeltlich geschehen konnte und in ähnlichen Fällen 
nicht selten günstigen Erfolg gehabt hat.“ Daß „Signalement und 
Porträt in alle vier Winde geschickt wurden“, ohne daß man Kaspar 
Hauser wieder erkannte, wie man in gläubigen Hauferschriften lesen 
kann, ist also auch eine der vielen Unrichtigkeiten dieser Litteratur— 
gattung. Inmitten einer solchen allgemeinen geistigen Verblendung 
zogen die Sehenden das Gold des Schweigens dem Silber des Redens 
entschieden vor. Viele in Nürnberg hielten Kaspar Hauser für einen 
Betrüger, z. B. ein nachheriger bayrischer Gesandter, der ihn etwa 
vierzehn Tage nach seiner Ankunft besuchte (die Mitteilung rührt 
von dem gutgläubigen Hiltel selbst her), — die Fanatiker aber be— 
hielten wie immer die Oberhand.!) 
Ein Zeitgenosse berichtete 1830: „Man hatte im Anfang jeder— 
mann den Zutritt zu dem merkwürdigen Fremdling verstattet, und 
es fehlte nicht an Leuten, die sich ein Verdienst oder ein Vergnügen 
daraus machten, in Hauser große Gedanken von seiner Herkunft zu 
erregen. Ein Lieblingsgedanke dieses Publikums (bis auf den Wiener 
Professor Ottokar Lorenz 1883), der auch (vor) dem Gegenstand oft aus— 
gesprochen wurde, war: Kaspar Hauser sei der Sohn Napo— 
1) Traf noch in der jüngsten Zeit jeden, der in der Hausersache nach Wahr— 
heit trachtet, ein Hagelschlag von Schmähungen, so wundern wir uns nicht, daß der 
Kgl. B. Kreis- und Stadtgerichts-Rats-Accessist in Nürnberg, Rudolph Giehrl, 
1830 in seiner sogenannten Widerlegung Merkers Zwischensätze wie die folgenden 
gegen ihn verwendete: „(harbe muus I!] — sagt der Jude) — Wie inhuman, wie 
neidig (!), wie unchristlich! — Wie unglücklich sind wir Nürnbergèr — — ja wir 
Bayern alle, daß wir keinen Polizeirat Merker in unserer Mitte haben! — Da 
haben der Herr Rat doch gewiß einen Bock geschossen?? — — Kann denn ein 
dressierter Star sprechen, weil er das Wort: Spitzbube zu flüstern () weiß? 
— — Also, wie sich Kaspar Hauser, wenn er — salva venia — von hinten sich 
expektorieren wollte, auf einen Hafen setzen konnte — ist etwas Unbegreifliches. 
(Hört, hört!! — — Begreifen hätte man es freilich nicht — wohl aber .... 
können). — (Um Christi willen, halten Sie ein, Herr Rat!!!— — (ey weih ge—
	        
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