Full text: 1828-1833 (1. Band)

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Der schwarze Mann. 
ich dann Soldat, Chevau-leger, werden könne. Ich frug den Herrn 
v. Wessenig hierauf, nicht einmal, sondern dreimal, ob ich denn das, 
was mir eben von ihm eröffnet worden, dem Herrn Bürgermeister 
Binder mitteilen dürfe, und da er mir jedesmal geantwortet hatte: 
ja, Sie können es dem Herrn Bürgermeister sagen, so erzählte ich die 
bezeichnete Eröffnung noch denselben Tag abends der Frau Bürger— 
meisterin und des andern Tags auch dem Herrn Bürgermeister selbst. 
Als Herr Bürgermeister Binder hierauf an den Rittmeister v. Wessenig 
geschrieben und ihn aufgefordert hat, den erhaltenen Brief meiner 
Mutter zu meiner Beruhigung mitzuteilen, stellte derselbe zwar nicht 
in Abrede, von einem Briefe meiner Mutter mit mir gesprochen zu 
haben, er erklärte jedoch, daß er denjenigen Brief gemeint, mit dem 
ich hierher nach Nürnberg gekommen, daß er einen zweiten, späteren 
Brief aber nicht erhalten. Nach diesen Umständen muß ich glauben, 
daß sich Herr Rittmeister v. Wessenig durch die bezeichnete Erzählung 
einen Spaß mit mir gemacht hat, was er nicht hätte thun sollen, 
und was um so weniger hübsch von ihm ist, als er ja ausdrücklich 
mir erlaubte, es dem Herrn Bürgermeister zu erzählen, was er 
mit mir gesprochen hatte.“ 
Am 2. November darauf wurde mit v. W. ein gerichtliches Ver— 
hör abgehalten, und ihm nach seiner Beeidigung Kaspars Mitteilung 
vorgehalten. Seine Antwort lautete: „Die bezeichnete Äußerung ist 
an sich wahr, ich bediente mich derselben jedoch in Bezug auf das 
mir von H. im Jahre 1828 überbrachte Schreiben, in welchem ent— 
halten ist, daß, wenn er einmal Soldat wäre, sie, dessen Mutter ()), 
welche ich für die Briefstellerin hielt, kommen und ihn abholen werde. 
Auf Grund der bezeichneten brieflichen Außerung ermahnte ich den 
Hauser zur Ordnung, Fleiß und Geduld, — worauf er mir er— 
widerte: ich werde meinem Charakter gewiß treu bleiben.“ Der Ritt— 
meister hat hier tüchtig geflunkert, denn in dem ihm so gut wie allen 
Stadtgenossen genau bekannten Brief ist von einem Besuch der 
Mutter mit keiner Silbe die Rede. Kaspar dagegen hielt Wort: 
er blieb seinem Charakter durchaus treu! 
Kaspar Hauser hat es durch seine unheilbare Verlogenheit fertig 
gebracht, die Sympathie seiner gläubigsten Propheten zu verlieren.
	        
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