Volltext: 1828-1833 (1. Band)

126 Kaspar Hausers Verstellung und Verlogenheit. 
ein komisches Bild sah, wo bei einem Tanze einem nur eine häßliche 
dürre Alte überblieb, begriff er nicht, was gemeint sei, und fragte, 
ob denn die Alte nicht auch tanzen könne? Da man entgegnete, sie 
könne wohl, aber sei alt und häßlich, erwiderte er, das thue ja gar 
nichts, wenn sie nur tanzen könne (Herbst 1829). Nie hörte 
ich ihn weibliche Schönheit preisen, außer daß er einmal (Dezember 
1829) die Schönheit einer 72 jährigen Dame nicht genug zu rühmen 
wußte. Noch im Frühling 1830 (nachdem der Bursche also 18 Jahre 
alt und schon seit zwei Jahren von dummen Weibern umtändelt und 
verhätschelt war!)) hielt er sich über Erektion mit der größten Unbe— 
fangenheit als über etwas ganz Unnützes auf, was er nicht an sich 
haben wolle.“ 
Es ist der keusche marianische Dichter Daumer, der die Sache 
drucken ließ und bei der Aphrodite zu verantworten haben wird. 
Nun beachte man aber genau die Daten, Herbst und Dezember 1829 
und Frühling 1830, schon im Sommer 1829 aber (s ist derselbe 
Daumer, der es uns mitteilt) war der neutrale Kaspar einer Seil— 
tänzerin nachgegangen. Denn er (D.) „ärgerte sich damals gewaltig 
darüber, daß er bei einem Paradezug von Seiltänzern einer in diesem 
Zuge reitenden Frauensperson ein paar Straßen weit nachgegangen 
war. Da sei ihm, sagte er ärgerlich, doch auch einmal geschehen, 
was, wie er höre (), zuweilen bei andern der Fall wäre, er sei 
einem Weibe nachgelaufen.“ 
47) „Als Kaspar (auf dem Wege von Nürnberg nach ***) das 
erste Mal fuhr, in dem Augenblicke, als der Wagen anfing etwas 
schnell auf der Straße fortzurollen, ergriff er ängstlich die Hände der 
mit ihm fahrenden Damen und gab mit zitternden Gebärden zu ver— 
stehen, daß ihm die an der Straße stehenden Bäume nachliefen.“ 
(Giehrl). Anderen Kindern laufen die Häuser, Bäume u. s. w. beim 
Fahren davon! 
48) „Noch im Herbste des Jahres 1828 hielt er sich sehr 
darüber auf, daß ein Vferd im Stalle vor allen Leuten sein 
Wasser ließ.“ 
49) „Das kindliche Gemüt des H. verriet sich allenthalben; er 
erzählte mir (), daß er die weißen Gänse in meinem Hofe auch
	        
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