Kaspar Hausers Verstellung und Verlogenheit.
19) „Als ein rollender Apfel einmal an einen andern im Wege
liegenden anstieß und ihn auf die Seite trieb, beschwerte er sich über
den garstigen Apfel, der dem andern weh gethan und ihn
weggestoßen habe, und sagte, diesen möge er nun nicht mehr.“
20) „Als jemand die rollenden Apfel mit dem Fuße aufzuhalten
suchte, und diese über den Fuß wegsprangen, freute er sich sehr über
ihre Klugheit und Behendigkeit, ermahnte jeden, den er
rollen ließ, zuvor, dasselbe zu thun, und zeigte ihm, wie er es
machen müsse.“
21) „Als ihm der Wind ein Blatt Papier vom Tische wehte,
sagte er, es sei heruntergelaufen, und da man ihm sagte, der
Wind habe es heruntergeweht, sagte er, sich beschwerend, das solle
der Wind nicht thun, indem er den Wind als ein persönliches Wesen
nrahm.“
22) „Die Kruzifixe in den Kirchen erregten ihm den ungeheuersten
Schauder, weil er die angenagelten Christusbilder für gemarterte
lebendige Wesen hielt. Ich hörte ihn in Kirchen mit dem Aus—
drucke höchsten Schmerzes flehen, diese Menschen nicht so zu quälen,
fondern von ihren Kreuzen herabzunehmen.“
23) „Als er im Oktober 1828 den betenden Christus an der
Lorenzer Kirche sah, sagte er, das sei ein einfältiges Bild:
der eine bitte um etwas und könne doch nichts empfangen, da er
von Stein sei, der andere aber (Gott Vater) könne ihm nichts
geben, weil er auch von Stein sei.“
24) „So als er im September 1828 die Steinbilder unter der
Burg von Nürnberg betrachtete, lachte er über den schlafenden Jo—
hannes, der ein Buch in der Hand hält, weil dieser lernen wolle
und doch schlafe.“ Da haben wir aus derselben Zeit tot und
lebendig zusammen. Daumer druckt den Schwindel auf derselben
Blattseite ab und gießt dann eine philosophische Brühe darüber.
25) „Als sich einmal in dem geöffneten Fenster die im Zimmer
befindlichen Personen abspiegelten, fürchtete (1)) er sich davor
und sagte, man solle das Fenster zumachen, damit die Leute da
draußen nicht hereinkommen könnten.“