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Am Fenlter.
Schau lieber einmal mit mir ein wenig zum
Fenster hinaus! Der liebe Papa wird schon ge—
statten, daß wir das Tischchen vor dem Fenster da
in der Studierstube wegschieben und den großen
mit Pflanzenpapier straff überspannten Rahmen vom
Fenster wegheben, hinter dem er in seinen Muße—
stunden sitzt und mit dem Grabstichel in der wachs—
überzogenen Kupfertafel arbeitet, wenn er nicht den
Bleistift führt oder das Modellierholz. Denn er
hat sich nicht geniert, der gestandene Herr Pfarrer,
neben den Gewerbeschülern zu sitzen und sich auch in
dieser Handfertigkeit noch unterweisen zu lassen. Also
komme mit ans Fenster!
Siehst Du dort droben den massigen „Lugins—
land“ mit den zierlichen, an den vier Ecken ange—
setzten Türmchen? Und weiter links dahinter den
runden „Vestner Turm“, „den dicksten und dünn—
sten, den höchsten und niedrigsten“ unter den fünf
runden Türmen, die das Wahrzeichen Nürnbergs
bilden? Doch wozu sag' ich Dir das? In aller
Welt kennt man die Silhouette der Nürnberger Burg.
Ganz unter uns, als Bub hat man dafür wenig
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