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Nachdem dieses Bekenntniß abgelegt war, begann die
Prinzessin auch sofort wieder mit ihren bisherigen Allüren.
Die vornehme Art der Rémusat, die ansprechende Unge—
zwungenheit derselben aber hatte bei ihr ein gewisses
respektvolles Vertrauen hervorgerufen, über das sie sich
wohl selbst kaum Rechenschaft gab, daß sie jedenfalls zu
einer gewissen Offenheit der Remusat gegenüber ermun—
terte. Sie erging sich in etwas gereiztem Tone darüber,
daß die Beachtung, welche sie früher am kaiserlichen Hofe
gefunden habe, nicht mehr dieselbe wäre, daß sie nicht
mehr als die Tochter des Kaisers zu gelten scheine,
sondern nur als eine ausländische Prinzessin angesehen
werde.
Fest steht unzweifelhaft, daß der Kaiser sein Benehmen
der Prinzessin gegenüber vollkommen geändert hatte.
Da er nicht mehr verliebt in sie war, so ließ er — um
einen dem Krieger geläufigen Ausdruck zu brauchen — sie
wieder zurücktreten in Reih und Glied. Er schien nicht
mehr geneigt, den früheren munteren Streichen Stephanies
einen Passierschein zu ertheilen; er war auch der Ansicht,
daß es Niemandem erlaubt sei, daß es namentlich einem
eben verheiratheten König von Westfalen schlecht anstünde,
mit der Prinzessin eine Liebelei anzuknüpfen, noch dazu
zu einer Zeit, da er, der Kaiser, wünschte, daß diese
Prinzessin endlich de facto die Gemahlin des Vrinzen
Karl würde.
Es war eine lange Unterredung, welche die Remu—
sat mit der Prinzessin hatte; am Schluß derselben ver—