ein liebenswürdiger und geistreicher Historiker“), der stets
viel Nachsicht mit den Frauen der kaiserlichen Familie an
den Tag gelegt hat.
Madame de Rémusat, die wohl ebenso geistreich aber
weniger nachsichtig war, vermeldet: „Die Königin Hortense
trieb während der Tage ihres Aufenthaltes in Mainz
allerhand Kurzweil: sie tödtete die Zeit mit Spielereien,
welche in Anbetracht ihres Ranges doch gar zu kindisch
varen“**).
Es schien in der That als wären nicht nur Hortense,
sondern auch die Kaiserin und ihre Nichte wieder Kinder
geworden. Hatten sie für den Ernst der Zeit wirklich gar
kein Verständniß, lag ihnen die Sorge für die Verwun—
deten garnicht am Herzen, so hätten sie sich doch mit
Lectüre beschäftigen, durch das Studium der Geschichte
ihre Kenntnisse erweitern, ihr Urtheil bilden sollen. Nein!
Die Damen waren den größten Theil des Tages mit
Putz und Toilette beschäftigt. Wurde ihnen diese Be—
schäftigung periodisch einmal langweilig und konnten sie
das Bedürfniß zu gähnen nicht mehr unterdrücken, so
mußte irgend ein albernes Spiel aushelfen: sehr beliebt
war das Blindekuh-Spiel! Wer weiß — vielleicht griffen
sie auch zu Puppen.
x*y J. de Norvin: „Meémotial“, II. 188.
x*) In den beiden Büchern J. Turquan's: L'impératrice Josẽephine
und La reine Hortense (beide deutsch bei Schmidt & Günther, Leipzig)
findet man sehr interessante Einzelheiten über den damaligen Aufenthalt
der kaiserlichen Damen in Mainz.