und Weise des Meisters gradezu widersprechen, auch gar nicht
zu erkennen. Bei Stoss ist der Faltenwurf grösser, und nie
wäre er auf eine solche kleine knitterige Fältelung verfallen.
Neben dem Stoss-Altar waren doch gewiss noch andere Schnitz-
werke in der Schwazer Kirche vorhanden, und von einem
solchen Altarwerk eines unbekannten Meisters werden diese
drei mit dem Stoss-Namen fälschlich bezeichneten Figuren
stammen.
Die Chronologie des Stoss-ceuvre lag
bisher noch ganz im Argen. Die Un-
sicherheit, ob denn wirklich die dem
Meister zugewiesenen Werke ihm mit
Recht angehören, musste das feste Bild
seines Kunstcharakters verwischen und
die Zeitbestimmung fraglich machen. Der
Versuch, die Stosswerke chronologisch
nach Feststellung der Echtheit zu ordnen,
bleibt jedoch keineswegs erfolglos. Einige,
die die Kritik als echt anerkennen muss,
lassen sich so gut wie sicher als Früh-
werke der Nürnberger Zeit erkennen.
Bald nach seinem Hauskaufe in Nürnberg
wird Veit Stoss als Schmuck für sein
neues Grundstück, das noch heute die
Ecke der Wunderburg- und Prechtelsgasse
einnimmt und das er bis zu seinem Tode
bewohnte, jene Marienstatue geschnitzt
haben, die am MHause durch «eine
Steinkopie ersetzt, sich heute unter den
vielen Werken der gut vertretenen Stoss-
schule, im Germanischen Museum befindet. (Fig. 3o.) Weil
sie sich an Veits Wohnhause befand, wird sie als eigenhändige
Arbeit des Meisters anzusehen sein, und diese Ansicht recht-
fertigt das äusserst tüchtige und für Stoss ganz charakteris-
tische Schnitzwerk in seinem gereinigten Zustande in jeder
Weise. Alle anderen Mariengestalten des Meisters und die
Madonna mit Kind in der Thalgasse 20, die auch wohl nur
als Werkstattsarbeit gelten darf, stellt sie in Schatten. Der
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