Denkwürdige Vorfälle
12. März. Dorn, Konrad, Geschäftsführer, 1. Vorsitzender des Gemeindekollegiums.
Er wurde am 28. Oktober 1864 in Nürnberg geboren. Hier besuchte er auch die katholische
Volksschule von 1871 bis 1879. Nachdem er seine Lehrzeit als Pinselmacher durchgemacht hatte,
arbeitete er in diesem Berufe bis 1807. In diesem Sahre wurde ihm die zweite Sekretärstelle
im Arbeitersekretariat Nürnberg übertragen. Er übernahm 1902 die Leitung des Sozialdemo—
kratischen Bereins Nürnberg-Altdorf und trat 1907 als 2. Geschäftsführer in die Fränkische Ver—
lagsanstalt und Buchdruckerei (Fränkische Tagespost) ein. In dieser Stellung blieb er bis zu seinem
Ableben. Seit 1907 gehörte er der alten Kammer der Landtagsabgeordneten und seit 1908
dem Gemeindekollegium Nürnberg an, welch letzteres ihn am 28. November 1911 zum 2. und
am 30. November 1914 zum 1. Vorstand wählte. Konrad Dorn stand seit langen Jahren in
der politischen Bewegung Nürnbergs und Bayerns. Er reichte noch an jene Zeiten heran, da die
politischen Kämpfe in Nürnberg durch die stürmisch vordrängende Sozialdemokratie unter
Grillenbergers Führung und die schroffe Abwehr der bürgerlichen Parteien besonders
erbittert waren. Seine Laufbahn im Gemeindekollegium war wie ein Gleichnis des Wachstums
seiner Partei. Er war ein mit den besten Eigenschaften eines Vorsitzenden ausgezeichneter Ver—
sammlungsleiter, stets von gewinnender versöhnlicher Haltung und von Verständnis auch für
die Überzeugung anderer. Daher genoß er die Berehrung aller Parteien, deren Sonderwünschen
er sich nie engherzig verschloß. Durch sein besonnenes Wesen, durch sein alle Schwierigkeiten
klug berücksichtigendes Berhalten, hat er in der Stadtgemeinde Nürnberg ohne große Schwierig⸗
keiten manches ermöglicht, was sonst wohl nicht ohne schwere Kämpfe abgegangen wäre. Es
war so selbstverständlich, daß das Gemeindekollegium ihn auch für 1919 wieder einstimmig zum
1. Vorstand wählte. Aber er hat sein Amt nicht wieder antreten können. Der am 7. Januar
1919 erfolgte Überfall auf das Gebäude der „Fränkischen Tagespost“ durch die Kommunisten
und Spartakisten und die rohe persönliche Behandlung durch diese hatte den noch vor nicht langer
Zeit von schwerer Krankheit Genesenen seelisch so schwer ergriffen, daß er zusammenbrach. Die
schwere Aufregung löste schließlich eine Gehirnerkrankung aus, von der ihn eine im städtischen
Krankenhaus vorgenommene schwierige Operation vergebens zu heilen suchte. Dorns sterb⸗
liche Überreste wurden am 15. März, nachmittags 2 Uhr im Krematorium auf dem Westfriedhof
nach einer eindrucksvollen Trauerfeier eingeäschert. Um J Uhr veranstalteten die beiden städtischen
Kollegien im neuen Sitzungssaal des Vathauses eine Trauerfeier für den Verstorbenen, wobei
Oberbürgermeister Dr. Geßler seine Verdienste in ehrender Weise würdigte.
15. März. Küffner, Dr. Karl, Professor.
Er wurde am 11. Februar 1857 in Leuzendorf, B.A. Ebern, geboren. Er war zuerst Volks⸗
schullehrer und trat dann ins höhere Lehramt über. 1801 wurde er zum Reallehrer an der Kreis-
realschule JNürnberg ernannt. 1912 kam er als Gymnasialprofessor an die Münchener Rupprecht⸗
Kreisrealschule. Während seiner Lehrtätigkeit in Nürnberg hat er sich vielfach im öffentlichen
und politischen Leben hier betätigt. Er wurde 1809 durch das Vertrauen der Bürgerschaft in das
Gemeindekollegium gewählt und gehörte seit 1910 auch dem Landrat von Mittelfranken
an. Auf dem Gebiet des Schulwesens, der Musik und des Theaters hat er sich bleibende Verdienste
erworben. Studienrat Dr. Küffner ist auf einer Reise an einem Herzschlag plötzlich verschieden.
27. März. Wettzzel, Dr. med. Wilhelm, Medizinalrat, 1. Bezirksarzt der Stadt Nürnberg.
Er wurde am 15. März 1882 in Herzogenaurach geboren. Wetzzel hat seit 1906 das
Amt des 1. Bezirksarztes mit hervorragender Treue und Hingebung versehen und durch seine
große Sachkunde der Stadt Nürnberg wertvolle Dienste geleistet. Im Jahre 1910 wurde ihm
der Titel eines Medizinalrates verliehen.
5. April. Coluz zi, Franz von, Präsident der Bayerischen Staatsbank.
Er wurde am 3. Februar 1888 in München geboren. Im Staatsdienst sah er auf eine
hervorragende Laufbahn zurück. Er war tätig als Referent bei den Regierungsfinanzkammern