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Dann öffnete sie die Thür und ließ, einen tiefen zeremoniösen 
Knix machend, der zu den derben Worten vorher im merkwürdigen 
Gegensatz stand, ihre junge Herrin in den Garten eintreten. 
Hans aber ging, so schnell sein lahmes Bein ihm dies er— 
laubte, den Befehl auszuführen, nachdem er das Gartenthor sorg— 
sam verschlossen hatte. 
Kaum waren die drei hinter der hohen Gartenmauer ver—⸗ 
schwunden, als ein helles, fröhliches Lachen ertönte und gleich— 
zeitig ein bildhübscher Knabenkopf hinter den nächsten, dichten 
Büschen der Landstraße hervorlugte. Aus den prächtigen Augen 
leuchlete kecker Uebermut, das von langen, blonden Locken um—⸗ 
rahmte Gesicht wurde von einem breitkrempigen Hut mit ehemals 
weißem, jetzt stark mitgenommenem Federbesatz beschattet. 
Mit einem Sprung stand der etwa Sechszehnjährige auf 
der Straße. Der schlanke Körper war in einen knappen Leder— 
koller gekleidet, dem man ansah, er hatte schon einiges mitgemacht. 
Hohe, weiche Reiterstiefel, ehemals oben mit Spitzen besetzt, jetzt 
waren es freilich nur noch Fetzen, mit großen Sporen reichten 
bis zum Knie. In reichem Wehrgehänge stak ein Degen, und 
von der rechten Schulter bis zur linken Hüfte umschlang eine 
Feldbinde in den schwedischen Farben, gelb und blau, die breite 
Brust des jungen Mannes. Trotz seiner Jugend war er ein 
Bild von Kraft, Gewandtheit und Geschmeidigkeit. 
„Hast Du gehört, Pehr Knutson,“ rief er lachend, „welch' 
ein prächtiges und schmeichelhaftes Bild die Alte von uns ent— 
worfen hat?“ 
Der also Gerufene kam behutsam aus seinem Verstecke her⸗ 
vor, ein riesiger Geselle von etwa fünfzig Jahren, mit mächtigem, 
blondem Schnurr- und Knebelbart, das Haar an den Schläfen 
leicht ergraut. Ebenso wie der Jüngling trug er einen Leder— 
koller und hohe Reiterstiefeln, aber keine Feldbinde. Sein Haupt 
bedeckte eine Eisenhaube, und in dem einfachen Bandelier hing 
ein Schwert von großer Länge und Breite, eine furchtbare Waffe 
in der Hand dieses Enaksohnes. 
„Ja, Herr Junker, ich habe gehört — und gesehen,“ setzte 
er langsam hinzu. 
„Warum immer wieder „„Herr Junker““? Wenn wir 
allein sind, bin ich für Dich auch heute noch der Junker Konrad 
wie ehedem, als Du mich auf den Armen trugst. Donnerwetter, 
wie oft soll ich Dir das sagen!“
	        
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