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südlichen Pegnitzthalabhang ob seiner Grössenverhältnisse und
architektonischen Gestaltung auffallen. Es ist das neue Waisenhaus
an der Reutersbrunnenstrasse, welches als Ersatz für die nicht mehr
zeitgemässe Anstalt in der Findelgasse von der Stadtgemeinde Nürnberg
erbaut wird und nunmehr im Rohbau vollendet ist.
Die neuc Waisenanstalt ist zunächst für 120 Kinder berechnet,
kann aber durch einfache Verlängerung der Flügelbauten des Haupt-
gebäudes erweitert werden. Das 6,35 Tagwerk grosse Grundstück
derselben, welches von der Brückenstrasse und der Reutersbrunnenstrasse
einerseits, dem Hochwasserdamm anderseits begrenzt ist, ermöglicht
neben der Anlage ausgedehnter Spielplätze und gedeckter Spielhallen
für die Kinder, auch die Anpflanzung eines grossen Gartens, in welchem
die Zöglinge mit gesunden landwirtschaftlichen Arbeiten beschäftigt
werden können.
Die Verbindung eines landwirtschaftlichen Betriebes mit dem
Waisenhause macht die Erbauung eines besonderen Ökonomiegebäudes
mit Gärtnerwohnung, Stallung und Remise notwendig. Mit den
Bauarbeiten für diese Nebengebäude, welche rechtwinkelig zum Haupt-
gebäude auf die gegen das Pegnitzthal angelegte Terrasse zu stehen
kommen, wird demnächst begonnen werden.
Das Hauptgebäude, welches an der Reutersbrunnenstrasse eine
Frontlänge von 101 m besitzt, ist im Stile der deutschen Renaissance
ausgeführt. Durch lebhafte Gruppierung der einzelnen Baumassen,
sowie entsprechende Wahl der Baustoffe, insbesondere in Bezug auf
farbige Wirkung, hat man ein harmonisch in den grünen Rahmen des
ringsum anzulegenden Gartens sich einfügendes Bild zu schaffen gesucht,
Der Hauptbau ist gegen die Reutersbrunnenstrasse zwei-, gegen
das Pegnitzthal dreigeschossig. Das unterste Geschoss umfasst die
Wirtschaftsräume — Küche, Spülküche, Speisckammer, Waschküche,
Bügelraum, Vorratskeller —, die reichlich bemessenen Bäder, nämlich
ein Brausebad und ein Wannenbad, sowie die Räume für die Zentral-
heizung. Im ersten Obergeschoss sind die Tagesaufenthaltsräume,
Speisesaal, Ausweichsanl, Zimmer für kleine Kinder, Garderoben und
Lehrzimmer für Handfertigkeitsunterricht, sowie die Verwaltungsräume
untergebracht. Das zweite Obergeschoss enthält die Schlafsäle,Garderoben
für Sonntagskleider und Wäschevorräte und die Wohnung der Hauseltern,
Die Anstalt wird mit allen zeitgemässen Einrichtungen versehen
werden. Die Erwärmung wird durch eine Niederdruckdampfheizanlage
bewirkt; sämtliche Räume erhalten ausgiebige Lüftung; Wasserleitung