48 Die Burg.
Johannis in der Wüste. — Vincentio: Gerechtigkeit, Klug-
heit. — Dominichino: David. — Guido Reni: Kindermord
von Betlehem. — In der Art des Pritti Genovese: Die Ver-
söhnung Jakobs.) In dem Audienzsaal wurden angeblich
die Reichstage abgehalten. Der grosse Speisesaal wie die
meisten anderen Gemächer der Burg enthalten herrliche
Oefen aus der Renaissancezeit. Im Vorzimmer hängt eine
Tafel mit dem Verzeichnis sämtlicher Kaiser, die in der
Burg residierten. Das Empfangszimmer des Königs
enthält einen schönen Wappenplafond aus dem 16. Jahrhundert
und einen Wandfries; im Arbeitszimmer ist der gewaltige
Doppeladler aus dem 14. Jahrhundert, gold in schwarz an
die Bretterdecke gemalt, durch die Restauration wieder
aufgefunden worden; das Schlafzimmer der Königin enthält
alte Glasmalereien; im Salon der Königin sind der Plafond
und der Ofen nach Skizzen Krelings gefertigt. Von sämt-
lichen Gemächern und den westlichen Altanen bietet sich
eine köstliche. Aussicht auf Stadt und Land.
Es sei noch bemerkt, das die Decke des Bankettsaales
bei der Feier der Hochzeit des. Königs Heinrich mit Mar-
garetha von Oesterreich, 1225, einstürzte und gegen 50 Per-
sonen erschlug. Der König selbst wurde nur dadurch ge-
rettet, dass er sich gerade in einer Mauernische befand.
Geht man aus dem Burghofe hinaus und auf der Höhe
weiter, so kommt man links an ein Haus, in welchem sich
der bis aufs Flussbett hinabreichende, 94 m tiefe Brunnen
befindet. Weiter auf einer Felsenplatte der runde Turm,
welcher nach einem Nürnberger Rätsel der höchste und
niedrigste, der dickste und dünnste ist. Von ihm aus hat
man eine weite Ausschau: tief unten liegt. die Stadt; man
sieht die hochgelegene alte Veste bei Zirndorf, wo im dreissig-
jährigen Kriege sich Wallenstein so fest verschanzt hatte,
dass ihm Gustav Adolph nichts anhaben konnte und sich
nach einem vergeblichen Sturme zurückziehen musste; nörd-
lich von Fürth schaut der Burgberg von Erlangen herüber,
und : dahinter, in blauen Dunst gehüllt, tauchen die Berge