Object: Geschichte der Stadt Nürnberg von dem ersten urkundlichen Nachweis ihres Bestehens bis auf die neueste Zeit

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verschwand rasch. Die Bauern hatten den günstigen Zeitpunkt, Nürn— 
berg zu gewinnen, versäumt und bald war die völlige Niederwerfung 
des Aufstandes nur noch eine Frage der Zeit. Nürnberg hatte wäh⸗ 
rend des Krieges seine Neutralität vorsichtig zu wahren gewußt, jetzt 
bemühte es sich, zu Gunsten der durch ihre Verbindung mit den 
Bauern von der Rache der Sieger bedrohten Städte, Würzburg, Bam—⸗ 
berg u. s. w. ein günstiges Wort einzulegen. Wie man sich denken 
kann, nur mit geringem Erfolg, da man ja die Nürnberger selbst 
nicht ganz ohne Grund geheimer Sympathieen für die Aufständischen 
bezichtigte. Später gelang es dem Rat, für Rothenburg und Winds— 
heim in der That durch seine Fürsprache günstigere Bedingungen zu 
erlangen, und namentlich letzteres vor dem Schicksal einer Exekution 
durch Markgraf Kasimir zu bewahren. Im ganzen aber war die Be— 
strafung der Schuldigen im höchsten Maße hart und grausam. Der 
Nürnberger Rat konnte ihnen nicht helfen und hielt es schließlich für 
das Beste, allen Verdächtigen den Aufenthalt in der Stadt und Um— 
gegend zu verbieten. Doch wußte er wenigstens seine eigenen Unter— 
thanen, die sich ja auch nicht direkt an dem Aufstand beteiligt hatten, 
vor einer Vergewaltigung durch das Bundesheer, das unter dem Truchseß 
von Waldburg die Stadt passierte — der Rat hatte die umfassendsten 
Vorsichtsmaßregeln mit Versperren der Straßen, Häuser u. s. w. ge— 
troffen — zu schützen. Desgleichen wurden die Übergriffe des Mark— 
grafen und des Bischofs von Bamberg im ganzen mit Erfolg zurück— 
gewiesen. Allerdings mußte der Rat auf Ausspruch des schwäbischen 
Bundes im Jahre 1527 dem Bischof bezüglich der Leistung des klei— 
nen Zehnten nachgeben und seinen früher darüber ergangenen Erlaß 
wieder aufheben. Die Bestrafung, die der Rat selber an einigen seiner 
unkotmäßigen Unterthanen vornahm, war im ganzen sehr milde und 
stach sehr zu ihrem Vorteil ab von den blutigen Greueln, in denen 
sich z. B. ein Kasimir gesiel. Dauernde oder zeitliche Verweisung 
aus der Stadt war die härteste Strafe, zu der die Aufrührer in 
Nürnberg verurtheilt wurden. Hinrichtungen von fremden Unter— 
thanen wurden, wie es scheint, nur auf Antrag auswärtiger Fürsten 
vorgenommen. 
Die radikalen, religiösen und sozialen Anschauungen, die man 
im allgemeinen als wiedertäuferische zu bezeichnen pflegt, konnten natür— 
lich mit der äußeren Unterdrückuug des Bauernaufstandes, dessen Glut 
sie, namentlich durch den Mund des „Apostels“ Thomas Münzer, auf's 
eifrigste geschürt hatten, nicht mit einem Male — ja überhaupt nie ganz 
— aus der Welt verschwinden. (Forts. folgt.)
	        
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