8
Noch gilt's, der Freude Kranz zu winden,
Des Sängers frohen Liederstreit;
Doch wie wir hier uns einig finden,
So sei es auch in ernster Zeit!
/
Hierauf wurde uns in folgender kräftiger Ansprache des
Herrn Dr. med. Gerster, Vorstand des Sänger-Ausschusses, der
sich ein hohes Verdienst erworben, ein freudiges „Willkommen“
zugerufen, woran sich der Festmarsch von V. Lachner, großherzogl.
Hofkapellmeister in Mannheim, reihte.
Ansprache des Herrn Dr. med. Gerster:
„Deutsche Sangesgenossen und Freunde! Mag auch des Vater⸗
landes noch dunkle Zukunft oft wie ein Alp lasten auf deutscher
Brust, freier und freudiger hebt sie sich doch wieder, wenn sie
Euch so gerüstet nund Alle geschmückt mit des gemeinsamen
Vaterlandes Farben erblickt, eng verbunden, um der Töne Macht
zu üben, und des deutschen Liedes Herrlichkeit zu verkünden in
5000stimmigem Chor.
Nicht Mühen, nicht Zeit, nicht Opfer habt Ihr gescheut, aus
allen deutschen Landen hierher zum hehren Feste zu kommen, um
die deutsche Gesangeskunst mit frischem Lorbeer zu krönen,
und in neuen erhebenden Weisen Gott und Vaterland kräftig zu
oreisen.
Habet Dank, innigen Dank, und seid uns Alle herzlich will—
kommen in Bayern, seid uns Alle brüderlich gegrüßt in Nürnberg,
im Lande der Franken, und können wir nur bedauern, daß Mangel
an Raum es uns unmöglich machte, spätere und unbeschränkte
Anmeldungen zu berücksichtigen. In der Geschichte Bayerns, in
der Kulturgeschichte der deutschen und unserer wieder begonnenen
gationalen Entwicklung und Fortbildung wird das deutsche
Sängerfest in Nürnberg eine bleibende Ruhmesstätte finden.
Ihre Blätter werden es spätern Geschlechtern erzählen, daß
anser gut deutsch gesinnter König, gleich dessen königl. Vater,
so Großes für deut sche Kunst und Wissenschaft, so Vieles zur
Erweckung und Erstrebung deutschen Nationalbewußtseins
zum bleibenden Ruhme Bayerns schaffend, es gewesen, unter dessen
königlichem Schutz und Beistand deut sche Gesangeskunst und
deutsche Vaterlandsliebe hier einen ihrer schönsten Triumphe
