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sodann nebst seinem eigenen, von dem Kardinal geweiheten
Schwerte dem Markgrafen Friedrich von Brandenburg übergab
und ihn so zum obersten Anführer der Reichsarmee ernannte.
Letzterer übernahm dieses Commando nur ungern und zögernd,
einerseits weil trotz alles aäͤußern Gepränges keine rechte Begei—
sterung fuͤr diesen neuen Kreuzzug vorhanden war, zumal die
hussitische Bewegung im Herzen Deutschlands selbst viele Anhän—
ger zählte, anderseits weil der Churfürst als erfahrener Feldherr
sehr wohl erkannte, daß mit dem schon die Zerfahrenheit des
deutschen Reichskörpers abspiegelnden Reichsheere keine Ehre im
Felde zu erwerben sei, wie denn auch durch die demselben bald
darauf von Procop bei Thauß beigebrachte schwere Niederlage
seine Besorgnisse nur zu sehr gerechtfertigt wurden. Nürnberg
wurde inzwischen durch den Hussitenkrieg selbst nur wenig berührt
und ging trotz aller Anfechtungen und Kämpfe unaufgehalten
dem in die 2. Hälfte des 15. und den Anfang des sechszehnten
Jahrhunderts fallenden Zeitraume seiner höchsten Blüthe ent—
gegen, während das deutsche Reich unter der langen, schwachen
und ruhmlosen Regierung Friedrich III. immer mehr in Verfall
gerieth. Nürnberg war damals vorzugsweise der Ort, von wel⸗
chem aus in den zahllosen Verlegenheiten und Nothständen des
deutschen Reichs Abhülfe versucht wurde, bald durch die sich im—
mer weniger wirksam erweisende Verkündung des Landfriedens,
bald durch die Aufbietung der Reichshülfe gegen die Raubzüge
der Türken und Ungarn und die ehrgeizigen Bestrebungen Carls
von Burgund. Die vielen dieserhalb in Nürnberg abgehaltenen
Reichstage gewähren durch die endlosen Streitigkeiten der Reichs—
staͤnde über die Höhe der von den einzelnen zu leistenden Bei⸗
träge einen wenig erfreulichen Einblick in die damaligen Zustände.
Wenn dabei aber besonders den Städten, welchen der Gesichts—
punkt des Zusammenhanges ihrer Interessen mit der Integrität
des Reiches schon etwas abhanden gekommen war, der Vorwurf
der Selbstsucht und des Partikularismus gemacht wird, so ist es
auch hier wiederum Nürnberg, welches eine ehrenvolle Ausnahme