Volltext: Nürnbergs Bedeutung für die politische und kulturgeschichtliche Entwickelung Deutschlands im 14. und 15. Jahrhundert

Also, meine lieben Narren, lasset Euren Witz und Humor die Zügel 
schießen; — ich sage absichtlich: „die Zügel schießen,“ denn unser Ver—⸗ 
ein hat etwas Analoges mit einer Rennbahn — es fehlte uns nämlich 
nicht an Hindernissen! Deßwegen müssen wir vereint und einig mit aller 
geistigen, närrischen Kraft unsernm Humor die Zügel schießen lassen, damit 
wir beim Uebersetzen, resp. Bekämpfen der Hindernisse nicht „einbre— 
chen“ — Einbrechen ist nur während der Sitzungen gestattet — d. h. auf 
der Tribüne; bitte, mich ja nicht falsch zu verstehen; denn zum profanen 
Einbrechen fehlt uns die polizeiliche Erlaubniß! 
Zuvörderst, meine Narren, sage ich Euch, welche zuerst die Schranken 
des Alltäglichen durchbrochen, und sich unter Prinz Carnevals Panier 
schaarten, im Namen des Comité meinen besten Dank. — Unterstützt uns 
nach besten Kräften, in unserm schweren Amte, — schwer ist es, Ihr 
könnt mirs glauben. — In Nürnberg einen Narren-Verein, so wie er sein 
soll, zusammen zu bringen, und den Carneval zu einem allgemeinen Volks— 
feste zu gestalten, wird sehr schwer sein, denn ächte Narren sind selten, fast 
noch seltener als im Nürnberger Stadt-Theater die Opernaufführungen, 
welche so selten sind, daß sie wohl einen Platz im Germanischen Museum 
verdienten! In der Hoffnung, daß Ihr in dieser Hinsicht, betreffs der 
Schwäerigkeit ganz unserer Ansicht seid, bitten wir mit Rücksicht auf 
die Verhältnisse, auf Eure Nachsicht und versprechen Euch, daß Alles 
was gemacht werden kann, gemacht werden wird. 
Die normale Entbindung ist bereits vor sich gegangen, jedoch haben 
wir die gute Hoffnung vorläufig noch beibehalten, und zwar in der 
Hoffnung, daß der neugeborne Prinz Carneval ohne Nachwehen und Guano 
aufwachsen wird. — Frankreich hat sein Kind, Eng land sogar mehrere, 
warum sollen wir nicht das Unsrige haben? — 
Wer ist denn aber Prinz Carneval? — so werden Manche fragen — 
Was ist der Zweck seines Vereins? Durch welche Mittel wird der Zweck 
erreicht? Und wie soll er sein? 
Carneval ist bekanntlich, wie Göthe in seiner reizenden Beschreibung 
des rbmischen Carneval sagt, ein Fest, welches das Volk sich selbst gibt, 
und voran die ganze Bevölkerung, in der einen oder andern Weise sich 
betheiligt! Prinz Carneval ist ein Etwas, was nicht — ist, und doch 
ist — aber nicht ißt, auch nicht trinkt — denn das besorgen wir. -Er ist 
also ein! Herrscher, comme il faut, — er 'ist Beherrscher aller Narren, 
und selbst — der größte Narr; — in seinem Staate geht die Narrheit 
nicht unter — seinen Unterthanen ist er theuer — weil er billig ist. 
Er 'ist ein:
	        
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