Objekt: Meistersingerhandschrift – Nürnberg, STN, Mel. Nor. 856

Die Tarifbewegung findet uns einig und geschlossen in dem Bewußtsein, daß es 
gilt, an der Hebung unserer Berufs— und Lebenslage zu arbeiten. Geschlossene 
Verträge sollen von uns gehalten werden, wie dies unser Handeln bisher bekundet. 
Veue Berträge werden wir aber auch nur dann eingehen, wenn diese, unsere be— 
rechtigten Forderungen berücksichtigend, sich auf dem Boden des Fortschritts 
ewegen. 
Vom 25. September bis 7. Oktober fanden in Berlin die Sitzungen 
des Tarifausschusses statt. 14 Tage lang wurde über die zukünftige Ge⸗ 
staltung der Lohns und Arbeitsbedingungen für die Buchdrucker beraten, 
vobei mehrmals die Verhandlungen dem Abbruch nahe waren; doch in 
etzter Stunde gelang es noch einmal, das Tarifgebäude vor Erschütter— 
ingen oder dem vollständigen Zusammenbruch zu bewahren. Die Arbeits- 
zeit wurde wöchentlich um eine halbe Stunde verkürzt auf 53 Stunden. 
Das neue Minimum gestaltete sich vom J. Januar 1012 ab für Setzer, 
Drucker, Stereotypeure usw. in Nürnberg-Fürth im ersten Gehilfenjahr 
22.42 M, bis zu 2) Jahren (Klasse A) 28. 75 AM, von 21-24 Jahren 
Klasse B) 29.90 M und über 24 Jahre (Klasse 0) 39. 62 AM, inkl. Lokal- 
zuschlag. Für Maschinensetzer in denselben Abmaßen 35.94 Al, 37. 37 Al 
und 39.53 M, die Stufe für Ausgelernte fällt hier fort. Die Lokalzuschläge 
wurden nach dem Veichsbesoldungsgesetz (5 Servisklassen, B bis A) umge— 
staltet. Es erhält Klasse E bis 254 Prozent, Klasse D bis 756 Prozent, 
Klasse O bis 1256 Prozent, Klasse Bbis 17136 Prozent und Klasse A bis 
25 Prozent Lokalzuschlag. Da Rürnberg noch in Klasse Osist, erhielt es 
keine Erhöhung des Lokalzuschlages, sondern blieb auf seinen 15 Prozent. 
— In einer allgemeinen Buchdruckerversammlung am 22. Oktober, die 
auch von auswärts zahlreich besucht war, berichtete Gehilfenvertreter Seitz 
über die Tarifrevision, die eine etwa 10—12prozentige Lohnerhöhung für 
das Gros der Gehilfenschaft brachte. Vach lebhafter Aussprache gelangte 
folgende Vesolution zur Annahme: 
Die heute in der städtischen Vosenau tagende allgemeine Versammlung der 
laristreuen Gehilfen, die von etwa boo Gehilfen von Nürnberg und Umgebung be— 
zucht ist, nimmt durch den Gauvorsteher Seitz von den Tarifverhandlungen ir. 
Berlin Kenntnis. Ueber die Veugestaltung des Tarifs ab 1912, bei der die Prin— 
zipale für die Gehilfen zur Verbesserung ihrer Lage zu wenig Entgegenkommen 
eigten, ist man sehr enttäuscht, indem derselbe in Punkto des Vertrauensmänner— 
sustems, der Maschinenetzer und Drucker Verschlechterungen aufweist und bezüglich 
der Arbeitszeitverkürzung, die für den CTag nur 5 Minuten beträgt, gleich Aull ist. 
Die Versammlung erwartet, daß den über 3 A über Minimum entlohnten Gehilfen 
die gleiche Lohnerhöhung zu Teil wird, um einen dauernden Frieden im Gewerbe 
zu haben. Den Gehilfenvertretern spricht die Versammlung den Dank für ihre 
Mühewaltung aus. 
Referate: am 12. Juli Gauvorsteher Kollege Seitz über den 8. Gewerk— 
schaftskongreß in Dresden und über die Gauvorsteherkonferenz in Berlin; 
am 23. September Veichstags- und Landtagsabgeordneter Martin Segitz 
äber „Die bauerische Steuergesjetzgebung“; am 25. Vovember Vedahkteur 
Kollege Max Schneider über „Ceuerung und Weltwirtschaft“ und am 
16. Dezember gab Kollege Beischmidt einen Rückblick auf die Tarifbeweg— 
ungen der Buchdrucker und referierte über die Einführung des neuen 
Tarifs. — An andere Gewerkschaften wurden verausgabt 300 Al. 
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