Volltext: Fünfzig Jahre Mitgliedschaft Nürnberg im Verband der Deutschen Buchdrucker

bverstanden, obschon die Abmachungen der Tarifkommission für die Gehilfen 
nur minimale Vorteile boten; sie hoffte aber, daß die Prinzipale, getreu 
ihrem gegebenen Versprechen, den Tarif baldigst einführen. Der neue 
Tarif, gültig bis Ende 190), brachte für Nürnberg folgende Minimalsätze: 
Im ersten Gehilfenjahre 20.70 AM, bis 21 Jahre 26.45 M, bis 24 Jahre 
27.60 AM, über 24 Jahre 28.75 A. — Am 25. März waren vom Leipziger 
Sewerbegericht, das als Einigungsamt wirkte, die Wahlen der Gehilfen— 
pertreter zum Tarifausschuß veranlaßt worden, mit dem Vesultate, daß nur 
Mitglieder des Verbandes gewählt wurden, die 23,000 Stimmen auf sich 
bereinigten, während die Gutenbergbündler 54) Stimmen erhielten. 
Die Tarifeinführung ging im allgemeinen glatt von statten, in Rürn— 
berg brachen nur in der Druckerei Knoll Differenzen aus, so daß 4 Ver— 
bandsmitglieder austraten, während 2 Nichtmitglieder stehen blieben. — 
Die stets rückständigen Leipziger Prinzipale erklärten, erst die Beschlüsse 
der im Juni stattfindenden Generalversammlung des Prinzipalsvereins ab— 
warten zu müssen. Diese Verschleppung erregte selbstverständlich bei den 
Gehilfen Unzufriedenheit, um so mehr noch, als auch die Frankfurter Prin— 
zipale sich den Leipziger anschlossen. Der Vedakteur des „Korrespondent“, 
Artur Gasch, der in sämtlichen Verhandlungen der Gehilfenvertreter her— 
borragend mitgewirkt hatte und zu dem Zustandekommen eines friedlichen 
Ausgangs nicht wenig beigetragen hatte, trat in der Leipziger Gehilfen— 
bersammlung am 11. Mai offen in Opposition gegen die Vereinbarungen, 
nachdem er schon vorher im „Korrespondent“ derartiges hatte merken 
lassen. Er verlangte einen Sustemwechsel im Verbande; das Sustem der 
„friedlichen“, lang hingezogenen Verhandlungen sei veraltet. „Hätten die 
Prinzipale ihre Zusage ehrlich gehalten, so hätte auch ich mich mit dem 
Resultat zufrieden gegeben“, erklärte Gasch. Ein äußerst scharfer Kampf 
für oder gegen die Tarifgemeinschaft setzte nun in Deutschland ein. Trotz 
alledem fanden vom 15. bis 19. Mai in Berlin die weiteren Verhandlungen 
des Tarifausschusses statt, wobei einige Lokalzuschläge erhöht und die Gül— 
tigkeitsdauer des Tarifs auf fünf Jahre festgesetzt wurde. Der Tarifaus-— 
schuß der Deutschen Buchdrucker wurde aus neun Prinzipalen und neun 
Sehilfen, das Tarifamt aus drei Prinzipalen und drei Gehilfen zusammen— 
gesetzt. An allen Kreisvororten sollten Schiedsgerichte und an größeren 
Druckorten Arbeitsnachweise errichtet werden. Die Kosten der Ein-— und 
Durchführung des Tarifs wurden beiden Teilen gemeinschaftlich auferlegt. 
— Infolge der immer heftiger einsetzenden Agitation gegen die TCarif— 
gemeinschaft speziell durch Kollegen Gasch wurde für 5. Juni vom Ver— 
bandsvorstande eine Gauvorsteherkonferenz nach Berlin einberufen, die sich 
nach eingehender Crörterung des Vorgehens des „Korrespondent“-Redalke 
teurs Gasch auf den Standpunkt stellte, „daß seine jüngste Tätigkeit eine 
die Interessen des Verbandes schädigende ist und die von ihm geführte 
Kampfesweise den schärfsten Tadel verdient‘. Es wurde beschlossen, eine 
außerordentliche Generalversammlung einzuberufen, die dann vom 13. bis 
18. Juli in Halle a. sS. tagte und auf der die Tarifgemeinschaft im Prinzip 
mit 45 gegen 22 Stimmen angenommen wurde. Die Amtsenthebung Gaschs 
oon seinem Posten als Vedakteur wurde hierauf gegen eine Stimme voll— 
zogen, worauf Gasch am 15. August ein Organ zur Förderung der Gewerk— 
4. 
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