Die heutige Versammlung der ausständigen Buchdruckergehilfen Nürnbergas
erklärt: 1) in Anbetracht der Aaßregeln, die seitens der preußischen VRegierung
gegen den Unterstützungsverein Deutscher Buchdrucker getroffen wurden, 2) in
Anbetracht der Aussichtslosigtkeit des Streits am hiesigen Orte den Ausstand
für beendet.
Am s10. Januar kamen in Leipzig diejenigen Gehilfenvertreter, die in
den Großstädten den Ausstand geleitet hatten, zusammen, um über die Lage
zu beraten. Die Unmöglichkeit der Weiterführung des Streiks trat hierbei
klar zutage. Man beschloß daher, am Mittwoch, 14. Januar, in allen
Sroßstädten Versammlungen einzuberufen und die Beendigung des Streiks
den Kollegen vorzuschlagen. Am 16. Januar ward alsdann in Leipzig zwi—
schen Buchdruckereibesitzer Büxenstein-Berlin und Kollegen Vöblin—
Berlin folgendes Abkommen getroffen:
)) Der Streik ist in ganz Deutschland beendet; 2) die Arbeit wird zu den
alten Bedingungen, d. h. zu dem Tarife vom J. Januar 1800 in ganz Deutschland
aufgenommen; 3) der Tarif vom J. Januar 1800 gilt weiter und wird so lange als
gültig anerkannt, bis eine andere Vereinbarung zwischen Prinzipalität und Gehilfen—
schaft geschaffen ist.
Damit hatte der große Kampf sein Ende gefunden, der größte Streik,
der bis dahin in Deutschland zu verzeichnen war, der mit so großer Sieges⸗
zuversicht begonnen und der dem Verbande die Summe von rund 256 Mil—
lionen Mark verschlang. — Am 17. Januar wurde bekannt gegeben, daß in
Nürnberg noch 40-50 Ausständige zu unterstützen waren, daß die Soli—
darität der Nürnberger Arbeiter vollständig versagt habe und die Unter—
stützung der Nürnberger Gewerkschaften höchst blamabel gewesen sei (laut
Abrechnung des Kollegen Fiedler ganze 110.25 AM und 2 Al von A. B.).
Unser Streik sei in der Hauptsache auf eigene Kosten geführt worden. Der
GSeist und die Opferfreudigkeit der Kollegen waren gut, und die Kollegen
hofften, bald wieder normale Verhältnisse zu erlangen. — Am 24. Januar
wurde Klage geführt, daß von den Ausständigen der Tümmelschen Offizin
(„Fränk. Kurier“) alte, ergraute Kollegen auf die Straße gesetzt wurden,
während nur 5 Mann in 4 Wochen in die genannte Pruckerei wieder ein—
treten konnten. Die fernere Unterstützung der ausgesperrten Kollegen wurde
auf 15 AM für die Ledigen und 20 AM für die Verheirateten auf weitere sechs
Wochen festgesetzt. Der Wochenbeitrag betrug jetzt 70 8 weniger, also
Ao5 M. — Am 19. März erstattete in Nürnberg Alois Kiefer-München
Bericht vom Ersten Deutschen Gewerkschaftskongreß in Halberstadt. —
Das ganze Jahr hindurch war die Zahl der Arbeitslosen eine ungemein hohe
und im Dezember endlich wurde konstatiert, daß die Opfer der Veunstunden—
bewegung glücklich alle untergebracht sind. — Das Vereinslokal befand sich
seit längerer Zeit schon in der Vestauration Herzog, Veutorstraße.
Die Gehilfenschaft Deutschlands hatte bereits auf Grund der gegen
sie gerichteten Maßnahmen der Tarifgemeinschaft Valet gesagt. Vom
29. Februar bis 4. März 1802 tagten in Berlin die Prinzipale. Sie be—
schlossen da u. a. die Gründung von Unterstützungskassen, Schaffung einer
einheitlichen Arbeitsordnung und Wiederherstellung der in die Brüche ge—
gangenen Tarifgemeinschaft. Bereits unterm 8. April forderte Herr Klink—
hardt-Leipzig die Gehilfen auf, die Wahl der Gehilfenvertreter vorzu—
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