Volltext: Fünfzig Jahre Mitgliedschaft Nürnberg im Verband der Deutschen Buchdrucker

Also nach Aufhebung des Sozialistengesetzes hatte man sich in VRürnberg 
noch das Vergnügen einer kleinen Sozialistenhatz geleistet, die aber auf die 
Nürnberger Buchdrucker wirkungslos blieb. 
Mit großer Spannung sah die organisierte Gehilfenschaft ihrer General⸗ 
versammlung am 23. Juni in Berlin entgegen, da die Tariffrage den wich— 
tigsten Punkt der Tagesordnung bildete. Mit großer Genugtuung wurde 
daher folgender einstimmiger Beschluß zur Kenntnis genommen: 
Die GSeneralversammlung des U. V. D. B. erklärt: daß sie das Bestehen der 
Tarifgemeinschaft zur Aufrechterhaltung des Friedens zwischen Prinzipalen und 
Hehilfen sowie der Ordnung im GSewerbe, ferner zur Bekämpfung der Schmutz⸗ 
konkurrenz und der Lehrlingsmißwirtschaft für wertvoll und notwendig hält, kann 
über nur dann einen Vutzen im Sortbestehen derselben auch für die Gehilfenschaft 
erblicken, wenn die Prinzipalität bei der bevorstehenden Beratung über Abänderung 
des Tarifs ) der schon im Jahre 1880 in Stettin im Prinzip auch von den Priu— 
zipalen durch die Zeit- und Arbeitsverhältnisse notwendig erkannten Verkürzung 
der Arbeitszeit als berechtigter Forderung der Gehilfen zustimmt; 2) Garantie gibt. 
daß lie in der Folge energisch an der Einführung des Tarifs und Aufrechterhaltung 
desselben mitwirken wird. Die Gehilfenvertreter der Deutschen Tarifkommission 
werden beauftragt, an den Beschlüssen der in Halle stattgefundenen Konferenz auf 
alle Fälle festzuhalten, da diese die minimalsten Forderungen der Gehilfenschaft qus— 
Frücken. Sollten die Prinzipale diesen Forderungen nicht zustimmen und beine 
Einigung zustande kommen, so wird der Vorstand des U. V. O. B. beaustragt, 
mit den Gehilfenvertretern der Tarifkommission die sich daraus ergebenden Maß— 
nahmen zu veranlassen. 
Das waren die Vichtlinien für die von der Sehilfenschaft bei der 
Tarifrevision zu beobachtende Haltung. — Am 15. Juni tritt die Mitglieder— 
bersammlung in Vürnberg für eine Erhöhung des Lokalzuschlages für 
Rürnberg auf 25 Prozent ein, falls die Grundpositionen des Tarifs bei der 
devorstehenden Vevision desfelben nur um 10 Prozent erhöht werden 
follten. — Am 28. August wird in Vücksicht auf die bisherige ablehnende 
Haltung der Prinzipale zu der minimalsten Forderung der Gehilfenschaft 
und um dieser Forderung mit allem Vachdruck Geltung zu verschaffen, vom 
Vorstande des U. V. D. VBeine ab 6. September zu entrichtende Extra⸗ 
steuer von wöchentlich 20 8 ausgeschrieben. — In Vürnberg fand eine 
bon 13 Prinzipalen besjuchte Versammlung statt. Beschlossen wurde das 
Festhalten an der ostündigen Arbeitszeit, dagegen wurde den Gehilfen eine 
Lohnerhöhung angeboten. Die Prinzipale hatten sich mittels Konventional— 
strafen zum Widerstande verbunden. — In einer am 4. Oktober abge⸗— 
haltenen allgemeinen Buchdruckerversammlung, die von nahezu 200 Kollegen 
also fast allen Gehilfen Vürnbergs) besucht war, referierte Gehilfenver— 
reter Alois Kiefer-München über die Anträge zur Tarifrevision. 
Die Forderungen der deutschen Gehilfenschaft an die am 8. Oktober 
tagende Tarifkommission lauteten: Erhöhung der Grundpositionen sowie 
des Minimums um 125 Prozent und neunstündige Arbeitszeit einschließlich 
einer viertelstündigen Frühstücks— und Vesperpause. Vach längeren oft ge— 
trennten Beratungen erklärten sich die Prinzipalsvertreter zu dem Ent— 
gegenkommen bereit, daß sie eine 75prozentige Lohnerhöhung auf die 
Srundpositionen und das Minimum bewilligen wollten, jedoch nur unter 
verschiedenen Bedingungen. Dieses Angebot wurde von den Gehilfen— 
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