Volltext: Hans Sachs in Weimar

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Erlauben Sie aljo, daß ih vom großen Übel mir das 
fleinjte wähle, mithin auf die geiftlidhen und weltlichen 
Schwänfe der mehrejften Meifjterfänger Berzicht thue und 
mid) an ihre Grüße und Sprüche Halte. 
Sie wiffen, die Meifjter Jagen einander vor der Lade den 
Sruß; der SGefele Hat feinen Spruch. SoldHe Grüße und 
Sprüche Hat auch die Meijterfängerzunft fleißig gehandhabet*). 
Sprüche einer gewifjen Sattung nannte man Priameln*, 
weil zuerft präambulirt wurde, ehe man zum Auffchluffe 
fam. Ich Habe fie anderwärtz daZz DeutjhHe Epigramm ges 
nannt; die Form derfelben ift aber jehr alt. In den Sprüchen 
Salomons8 und im Sirach ift f{hon der Keim zu Priameln 
da, woher ihre Form au genommen fhHeinet. In den 
DeutjhHen Zünften ward dieje Form ausgebildet, und wenn 
ih fo fagen darf, zum Handwerksleiften. Sie ijt in ihrer 
Art gewiß nicht verächtlih; man Kann viel Scharffinnige8 in 
einer vortrefflichen Kürze, mit Aufhalt der Erwartung, darin 
jagen, welches allerding3 die Seele des Spruch zu fein 
jcheinet. Ih wünfchte alfo, daß, wie Seffing und EjHen- 
burg dergleichen bekannt gemacht Haben**), noch mehrere aus 
alten Papieren hHerborgezogen würden; fie enthalten wirklich, 
wie Leffing fie nannte, Altdeutfjdhen Wig und Berftand. 
Aug will ih mit dem, was gefagt ift, feinem edleren 
Meifter der Zunft feinen Ruhm abfpreden; und Hans 
Sachs bleibt in DeutjoHland, vieleicht in Europa, der 
Meifterfänger Meijter®. In feiner jHönen Provinzialjprache 
Herrht eine fo angenehme Naivetät, deutfhe Urbanität, Ruhe 
und Zünftigfeit der Gedanken, daß ich jedem Jahrhunderte 
in feiner Art einen HanZ Sachs wünfjcdhte. €3 mar mir 
unlieb zu bemerken, daß die anagefanaene Auswahl feiner 
*) Eine Sammlung bderjelben max diefem Briefe beigelegt; fie 
mag indeß auf einen andern Yıt warten *. 
**) Qeffing3 Beiträge zur SGejdhicdhte und Litteratur, Beitr. 5. 
S. 198. Braagut Th. 2. S. 332.
	        
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