Volltext: Albrecht Dürers schriftliches Vermächtnis

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VI. 
Anhang. 
Aus dem Bruchstück des „Gedenkbuchs“. 
(1514.) 
Der Tod von Dürers Mutter. 
Nun sollt ihr wissen, daß im Jahr 1513 an einem Erchtagu) 
vor der KÄreuzwochen mein arme elende Mutter, die ich zwei Johr 
noch meines Vaters Tod zu mir nahm, die do ganz arm was, in 
mein Pfleg, nochdem sie 9 Johr was bei mir gewest, an eim Morgen 
ofruh jähling also tötlich krank ward, daß wir die Kammer anf— 
brachen, dann wir sunst, so sie nit auf kunnt than, nit zu ihr kunnten. 
Also trug wir sie herab in ein Stuben, und man gab ihr beede 
Sakrament. Daun alle Welt meinte, sie sollt sterben. Dann sie hätt 
kein gesunde Zeit nie noch meines Vaters Tod, und ihr meinster 
zGebrauch?) was viel in der Kirchen, und strofet mich allweg fleißig, 
wo ich nit wol handlet. Und sie hätt allweg meing?) und meiner 
Brüder groß Sorg vor Sünden, und ich ging aus oder ein, so was 
allweg ihr Sprichwort: geh in dem Nomen Christo. Und sie thätte 
ans mit hohem Fleiß stetiglich heilige Vermahnung, hätt allweg 
große Sorg für unser Seel. Und ihre gute Werk und Barmherzigkeit, 
die sie gegen idermann erzeigt hat, kann ich nit gnugsam anzeigen 
und ihr gut Lob. Diese mein frumme Mutter hat 18 Kind tragen 
und erzogen, hat oft die Pestilenz gehabt, viel andrer schwerer 
merklicher) Urankheit, hat große Armut gelitten, Verspottung, 
Derachtung, hönische Wort, Schrecken und große Widerwärtigkeit, 
noch ist sie nie rochseligẽ) gewest. Van dem an, an dem vorbestimmten 
Tag, als sie krank ist worden, über ein Johr, do man zaählt 1514 
Johr. an einem Erchtag, was der 17. Tag im Maien, zwu Stund 
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1) Dienstag. — ) meister Gebrauch; gewöhnliche Beschäftiguna. — N meiniag, 
um mich. — NMbenerkenswerter. — ) rachsüchtiag.
	        
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