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satz recht anschaulich werde. Einige Schritte von der Kö—
nigsstraße ab liegt das anspruchlose Gotteshaus mit seiner
Facade, darauf ein niedlich Thürmchen, in dem Schatten
einiger Bäume; der Chor reicht mit den Längenseiten in
einen einfachen Garten hinaus. Der Baustyl der Kirche ist
der gothische. Ueber den beiden Eingängen mit Spitzbögen
ist das Waldstromer'sche und Kreß'sche Wappen verschränkt.
Das Innere gewährt einen wahrhaft ärmlichen Anblick.
Von Altären mit altem Schnitzwerk und Gemälden, wie
sie das Nürnberger Taschenbuch anführt, ist keine Spur
vorhanden, in dem Chore steht nur ein einfaches schwarzbe⸗
decktes Parallellepipeodon, worauf eine Bibel liegt; von dem
ehemaligen Schmuck der Kirche ist Nichts geblieben, als
die Glasmalereien in den Fenstern und diese sind so düster,
als waͤre ihr Farbenton in früherer Zeit auf die Umgestal—
tung einer späteren Epoche berechnet gewesen. Der Pla—
fond der drei Schiffe, die durch Pfeiler und darüber ge—
sprengte Spitzbogen gebildet werden, ist mit Holz verklei—
det und nur im Chore ist noch das Netz einer gothischen
Wölbung zu sehen. Die ganz kahlen Wände sind mit einem
matten Grün bestrichen, und die Rippen, die im Chore
dazwischen laufen, haben einen röthlich grauen Anstrich.
Der Fußboden ist nichts weniger als gleich geschaalt und
an vielen Stellen liegt eine blose Backsteinpflasterung zu
Tage. Ist etwas geeignet, das Trostlose und Nichtige der
Welt darzulegen, so ist es das Innere dieser Kirche und
ein Prediger, der es nur halbweg versteht, vermag wohl