Für die ältere Geschichte von Nürnberg fehlt es
gänzlich an Urkunden; die älteste noch vorhandene Ur-
kunde der Stadt, welche gleichfalls noch ganz vereinzelt
steht, ist das Privilegium, welches Kaiser Friedrich II.
am 8. November 1219 der Stadt ertheilte. Es wird im
Original auf dem nürnberger Archiv aufbewahrt. Wie es
kam, dass sämmtliche ältere Urkunden zu Grunde gegangen:
ist bis jetzt noch nicht erklärt. Man will die Ursache (so
namentlich der Annalist Müllner) in den Belagerungen
finden, welche die Stadt 1105 und 1126 ausgehalten und
vornehmlich in dem Aufstand der Zünfte gegen den Rath
im Jahr 1349, wo das Rafhhaus von den Bürgern einge-
hommen wurde. Dass bei letzterem Vorfall, wohl auch
bei dem Brande im Rathhaus (1545), viele Urkunden zer-
stört worden sein mögen, liegt nahe: allein es fragt sich,
9b man nicht vielleicht die Ursache dieses gänzlichen
Mangels aller Urkunden anderwärts suchen müsse, näm-
lich bei den Rathsherren selbst? Das Patriziat ist
augenscheinlich aus der gewerbtreibenden Bürgerschaft
hervorgegangen; es wollte aber in späterer Zeit vor der
Bürgerschaft, vor welcher es sich mehr und mehr ab-
schloss, und vor dem Landadel, der ihm den bürgerlichen
Ursprung vorzurücken pflegte, die Behauptung geltend
machen, die Patrizier seien bereits als Adelige in die
Stadt gekommen und hätten auch in älterer Zeit nie
Handel oder Gewerbe getrieben: und so mochte denn den
Rathsherren selbst daran liegen, alte Schriftstücke zu be-
seitigen. welche das Gegentheil bewiesen.
Die Quellen fliessen gegen das Ende des dreizehnten
Jahrhunderts etwas reicher; bis dorthin aber gründet sich
die nürnberger Geschichte nur auf wenige Notizen in
gleichzeitigen Geschichtsschreibern, auf die Data aus Nürn-
berg erlassener kaiserlicher Decrete und auf einzelne hie
und da einmal als Zeugen unterschriebene Namen von