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einen reizbaren und empfindlichen, dabei sehr herrischen Charakter, den
wir auch in den Zügen seines von Dürer so meisterhaft ausgeführten
Porträts zu erkennen glauben. Einmal im Jahre 1507 ließ er sich
gegen einen vornehmen Bürger zu Thätlichkeiten hinreißen, die ihm
außer der Erlegung eines Schmerzensgeldes, Gerichtskosten u. s. w.
auch noch eine zweitägige Haft auf einem „versperrten Kämmerlein“
eintrugen. Aber auch die seinem Herzen am nächsten standen, hatten
unter seinem jähzornigen rechthaberischen Charakter zu leiden. Seinen
Schwestern Charitas und Klara im Klarakloster, die den Bruder
schwärmerisch liebten und mit denen er sonst immer auf dem besten
freundschaftlichen Fuße stand, hat er einmal um einer Kleinigkeit willen
so gezürnt, daß er auf lange Zeit jeglichen Verkehr mit ihnen abbrach.
Mit den ihm ferner stehenden Schwestern Sabina und Euphemia, die
beide nacheinander Äbtissinnen des Klosters Bergen bei Neuburg wurden,
hat er sich sogar zeitlebens verfeindet. Ähnlich ging es ihm mit vielen
seiner Freunde, obgleich er an den wegen Meinungsverschiedenheiten
auf religiösem Gebiete entstandenen Zerwürfnissen keineswegs allein
oder auch nur hauptsächlich die Schuld trug. Dies lag zudem in dem
allzeit kampfbereiten, unfriedfertigen Charakter der Zeit, der sich ja
auch bei Luther nicht verleugnet. Dem einzigen Dürer scheint Pirk—
heimer trotz manchen heftigen Wortwechsels, der auch hier nicht ausblieb,
sein Lebenlang eine unerschütterliche Treue bewahrt zu haben. Die
beiden Männer waren sich durch die gegenseitige Anregung, die sie
fortwährend einander gaben, fast unentbehrlich und rührend ist die
Klage des verwaisten Pirkheimer, als er seinen liebsten Freund vor
sich ins Grab sinken sah.
Es ist begreiflich, daß Pirkheimer mit solchen Charaktereigen⸗
schaften, wie den geschilderten, Hochmut und Heftigkeit, wozu noch eine
bereits von uns erwähnte gewisse Gleichgültigkeit gegen die Staats—
geschäfte kam, sich im Ratskollegium nicht gerade großer Beliebtheit
erfreuen konnte. Dies zeigte sich vermutlich schon in den ersten Jahren
seiner Mitarbeit im Rate. Dazu kam, daß er, wie er selbst schreibt'),
die Politik des Rats nicht billigen konnte und namentlich, daß man
ihm an dem unglücklichen Ausgang der Schlacht im Nürnberger Walde
(19. Juni 1502), einen Teil der Schuld beimessen zu müssen glaubte.
Infolge der daraus entstandenen Zerwürfnisse schied er denn auch
bereits im Jahre 1502 vorübergehend aus dem Rate aus. Ja er
trug sich damals sogar mit dem Gedanken, wieder nach Italien zu
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) In einem an Anton Kreß gerichteten Briefe, s. Kreß, Georg, Freiherr
von, Acht Briefe Wilibald Pirkheimers in den Mitteilungen des Vereins f. G. d. Stdt.
Nürnberg. 1. Heft S. 67 ff.
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