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die Guten nicht Mitschuldige der Thaten der Schlechten
seien, sofern sie nicht mitwirken. Diesen mystischen Stand—
punkt vertritt der Satz: „Es kann ein Mensch nicht sündigen
in allem dem, darinnen er nur leidet und nicht wirket,
wie schwer auch die Anfechtung sei“. — Cuther geht aggressiv
gegen das papistische Gepränge vor, Linck weist lediglich
auf die Nichtigkeit alles Äußern hin. „So du nicht willst
geärgert werden, so achte nicht die äußerliche Apparenz,
wie groß oder klein du vor den Menschen geachtet werdest.
Siehe mehr an die innerliche Demut oder Liebe des Herzens“,
betont die zehnte Predigt und in der 27. lautet es: „Denn
deshalb strafte Christus die Juden und sagte, sie wären
nicht empfänglich der Glorie, die allein von Gott ist, darum
daß sie suchten die Glorie bei den Menschen zeitlich. —
Wer die Magnifizenz und Glorie Christi begehret, der muß
verlassen und sich verzeihen die zeitliche Glorie und sich in
diesem Leben an dem Frieden und Gnade Gottes lassen
begnügen“. Was mochte der Mönch wohl bei diesen
Worten im Hinblick auf die sichtbare Kirche empfinden!
An der Siebenzahl der Sakramente hält Linck fest—
Für die innere Buße, die äußere Beichte und die Sünden
vergebung, welche CLuther in dem lateinischen Sermon über
die Buße und in den Resolutionen behandelt hatte, ohne
in Beziehung auf die Bedeutung der priesterlichen Abso—
lutionserklärung zur Klarheit gekommen zu sein, betrachtet
Wenzel zwar die „innerliche Wandlung des Herzens“ als
unerläßlich, steht aber in der Notwendigkeit der Beichte als
Aufzählung aller Sünden und in der Unbedingtheit der
priesterlichen Absolution, und zwar im Gegensatze zu Luthers
Darlegungen, auf dem Standpunkte der mittelalterlichen
Kirche. — Am ungetrübtesten kommt in dem fünften Sermon