70
Auf den Wunich feiner Verehrer begann er, feine
Werke, die bisher nur vereinzelt gedruckt waren, in der Muße
leines Sebensabend3 für eine @©ejamtausgabe zu ordnen.
Wie {chon erwähnt worden ijt, verlief fein Leben im
allgemeinen glücklich; dody blieben auch ihm Harte Prüfungen
nicht erfpart. Von fieben Kindern auZ feiner Ehe mit
KXunigunde, zwei Söhnen und fünf Töchtern, überlebte ihn
Fein einzige5; fie ftarben alle vor ihm; im Sahre 1560
waren ihm nur noch vier Enkel, die Kinder feiner älteften
Tochter, geblieben.
Er felbft berichtet unz dies, fcheinbar ohue dem Schmerz
Ausdruck zu geben, der fein warm fühlendes VBaterherz zerriß.
Und doch Können wir ung eine Vorftellung davon machen,
wenn wir in dem Gedichte: „Die Königin Niobe“ die
Schilderung der wortelofen Verzweiflung diefer unglücklichen
Mutter nachlefen. „Sie fprach kein Wort,“ fagt er, „fo lange
fie auf Erben lebte; ftillihweigend {dhritt fie dahin, die
Sreude war ihr erftorben; am Grabe ihrer Kinder wurde
Ne zu Stein.“
Ein leßter fOwerer Schickfalsfchlag traf den Meijter
Dans in dem Tode feiner Gattin. Kunigunde f{tarb, al3 er
66 Yahre alt war. In dem Gedichte: „Der wunderlidc
Zraum don meiner abgefjhiedenen Gemahel Kuni-
zund‘“ faat er:
Ah Gott, erft ward mei'nı Herzen bang,
Weil ich mein G’mahel nit mehr hätt.
Wo ih anfah diefelben Stätt’,
Daran fie war geftanden und g’feffen,
OD, fo thät fich mein Gerz dann freffen,
Dergleich, wo ih ihr Kleider fach (jah),
Wurd ich geleich von Herzen {hwach,
Daß ih mein G’mahel auserkoren
Alio aar aeblina hätt’ verloren.
Oft Ihiem eS ihm, fie lebte noch und Hätte eine
Areundin befucht oder wäre in Gefchäften ausaeaauaen ;
Wenn ich mich denn bedachte, daß fie
Geftorben wär’ und nicht mehr hie,
So murd’ mein GHerzenleid mir neu.